Hausbesuch bei NPD-Funktionär Jörg Krebs

Presseerklärung der autonomen antifa [f]

Knapp 150 Menschen haben heute vormittag vor dem Haus des Kreisvorsitzenden der Frankfurter NPD, Jörg Krebs1 in Nieder-Eschbach demonstriert. Unter dem Motto "Wenn die Nazis nicht zu uns kommen, dann kommen wir zu ihnen", das auf die abgesagte Nazi-Demo für Irans Präsident Ahmadinedschad in Frankfurt hinwies, verteilten die DemonstrantInnen Flugblätter in der Nachbarschaft des Neonazis.

Hausbesuch bei Frankfurter NPD-Vorsitzendem in Frankfurt

Dabei machten sie vor allem auf den Umstand aufmerksam, dass Krebs zusammen mit dem Anmelder der, eigentlich für heute geplanten Nazi-Demonstration, Marcel Wöll im Landesvorstand der NPD-Hessen aktiv ist. Wöll ist führendes Mitglied der militanten Neonazi-Organisation "Freie Nationalisten Rhein/Main".

Mit der Wahl von Marcel Wöll zum NPD-Landesvorsitzendem Ende Mai zeige die NPD besonders deutlich, dass sie die demokratische Maske zunehmend ablege und offenbare, wes Geistes Kind sie ist, so die Sprecherin der antifa [f], Sahra Brechtel.

In Bezug auf die Absage der Nazi-Demonstration für den iranischen Präsidenten sagte Brechtel: "Wir werten die Absage als klaren Erfolg der antifaschistischen Gegenmobilisierung." Auch in Zukunft müssten Neonazis in Frankfurt und Umgebung mit dem entschlossenen Eingreifen von AntifaschistInnen rechnen.

Hier der Redebeitrag der autonomen antifa [f]:

Wenn die Nazis nicht zu uns kommen, dann kommen wir zu ihnen...

Für heute, den 17.06.2006, hatten die Nazis der Freien Nationalisten Rhein-Main einen Aufmarsch in Frankfurt unter dem Motto "Präsident Ahmadinedschad-zu Gast bei Freunden" angekündigt. Wie sie in ihrem Aufruf und in TV-Interviews betont hatten, wollten sie den iranischen Präsidenten willkommen heißen. Die hier angebotene Freundschaft ist begründet durch ideologische Gemeinsamkeiten, wie z.B. offenen Antisemitismus und das Leugnen der Shoa, was der Bauernlümmel Ahmadinedschad2 gerade in letzter Zeit mit Inbrunst betrieben hat.

Der Anmelder dieser Demonstration und Möchtegern-Freund des iranischen Präsidenten, Marcel Wöll, ist seit Jahren in der militanten Neonazis-Szene aktiv. Als führendes Mitglied der Freien Nationalisten Rhein-Main tritt er regional wie überregional bei Nazidemonstrationen als Redner auf und seit Ende Mai hat er das Amt des Landesvorsitzenden der NPD-Hessen inne. Wöll lebt, zusammen mit anderen Kadern der Freien Nationalisten Rhein-Main, in einem Anwesen in Butzbach-Hochweisel, das als Treffpunkt und Schulungszentrum für Nazis genutzt wird.

Die heutigen Freien Nationalisten Rhein-Main sind ein Zusammenschluß aus der ehemaligen Nationalen Kameradschaft Frankfurt und den damaligen Freien Nationalisten Rhein-Main. Aus diesem Umfeld wurden und werden immer wieder gewalttätige Übergriffe auf Andersdenkende u.a. begangen, wie z.B. letztes Jahr in Frankfurt/Sachsenhausen. Wegen eines Überfalls auf 4 antifaschistische Jugendliche letzten Sommer in Sachsenhausen wurden drei Mitglieder der Freien Nationalisten zu Haftstrafen von bis zu eineinhalb Jahren ohne Bewährung verurteilt.
Aber nicht nur gewalttätige Nazis stellen eine Gefahr dar, sondern ebenso die angeblichen Biedermänner und Wortführer vorgeblich demokratischer Organisationen, wie z.B der NPD.

In Nieder-Eschbach (Albert-Schweitzer-Str.7) wohnt Jörg Krebs, der Kreisvorsitzende der NPD Frankfurt, der im Zuge der letzten Kommunal-Wahlen in den Römer eingezogen ist. Krebs ist seit Jahren aktives Mitglied der NPD und dort vor allem wegen seiner Fähigkeit, die Ideologie der Nazis auch für den rechten Rand bürgerlicher Kreise attraktiv zu machen bekannt.
Und hier schließt sich der Kreis: Marcel Wöll und Jörg Krebs pflegen eine gute Zusammenarbeit. Und damit macht, die sich gerne als legal-demokratische Partei gebende NPD nur wieder allzudeutlich, wes Geistes Kind sie ist.

Es ist kein Zufall, dass sich im "falschen Ganzen" der kapitalistischen Gesellschaft, in der jedeR gegen jedeN auf dem freien Markt gegeneinander antritt und nur die/der Stärkste gewinnen kann, sozialdarwinistisches Gedankengut verbreiten kann und zum Konsens wird. Die Nazis in ihrer Wut gegen die Zivilisation vermuten das Übel nicht ursächlich in einer Gesellschaft, die alles verwertet, sondern konstruieren das "Andere", dem die Verantwortung für alles Schlechte zugeschrieben wird, und das wahlweise rassistisch, antisemitisch, oder völkisch konnotiert wird. An diesem Punkt treffen sich die Nazis und die sogenannte Mitte der Gesellschaft, die, wenn auch in abgeschwächter Form, durch rassistische Abschiebepraxis und Sondergesetzte, oder das Hetzen gegen angebliche "Sozialschmarotzer", die in faschistoidem Jargon als "Parasiten" (Müntefering) bezeichnet werden, den Nazis ideologisch nicht allzu fern ist.
Die Fähigkeit zur Reflexion über diese inhaltlichen Übereinstimmungen fehlt dieser Mitte jedoch völlig, weshalb sie mit reflexartiger Nichtbeachtung und Verdrängung reagiert. Exemplarisch dafür ist auch die Art und Weise, wie die Stadt Frankfurt das Verbot des Aufmarsches begründet hat. Anstatt sich mit deren Ideologie und beispielsweise dem offen antisemitischen und volksverhetzenden Aufruf zum Aufmarsch (wo z.B. FRankfurt als das "Jerusalem am Main" bezeichnte wurde) auseinderzusetzen, wird wieder inhaltsleer auf eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit verwiesen.

Varterland verraten - Nazis angreifen - Kapitalismus a.bschaffen!
Den rechten Konsens durchbrechen!

Anmerkungungen von antifa-frankfurt.org:

1 Krebs war lange Zeit Vorsitzender der NPD Fankfurt. Seit dem 26. März 2006 ist er Stadtverordneter der NPD in Frankfurt und seitdem 27. Mai stellvertretender Landesvorsitzender. Vorsitzender der NPD Frankfurt ist jetzt Andreas Storr

2. Die Bezeichnung Ahmadinedschads als "Bauernlümmel" ist sprachlich völlig daneben. Sie wirkt überheblich gegenüber Bauern und "Lümmel" erscheint als Verharmlosung des antisemitschen Arschlochs.

Weitere Infos zur ausgefallenen NS-Demo und zur Gegenmobilisierung

Siehe auch die Aufrufe der autonomen antifa [f] und der Anti-Nazi-Koordination sowie die Presseerklärung der autonomen antifa [f] zum Verbot der NS-Demo durch die Stadt Frankfurt

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