70. Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion

Rede auf der Demonstration gegen die Innenministerkonferenz in Frankfurt am 22. Juni 2011

Anmoderation Gutleutkaserne

Wir stehen hier an der Gutleutkaserne. Hier waren vor und während des 2. Weltkriegs das 81 Infanterieregiment und das Polizeibataillon 306 stationiert. Das 81 IR nahm am Angriff auf die SU teil, der sich heute zum 70. Mal jährt.

Das Polizeibataillon 306 war eine Killereinheit, die eine Blutspur von Polen über Weißrussland bis nach Leningrad hinterließ. Mitglieder des Bataillons vertrieben und ermordeten die polnische Zivilbevölkerung bei Zamosc, erschossen tausende sowjetischer Kriegsgefangener und waren in Weißrussland an der Vernichtung von 50.000 Juden aus Pinsk und Umgebung beteiligt. Das Plündern und Morden dieser Killereinheit wurde im Dezember 1942 von der Roten Armee gestoppt, die das Bataillon bei Kiew zerschlug.

Redebeitrag

Heute auf den Tag genau vor 70 Jahren überfiel die Nazi-Wehrmacht die Sowjetunion. Der 22. Juni 1941 markiert den Beginn eines bis dato in der Menschheitsgeschichte einzigartigen Raub-, Ausbeutungs- und Vernichtungskrieges. Einzigartig war dieser Feldzug, weil seine Planer und Exekutoren den in der UdSSR lebenden Menschen von vornherein jegliches Lebensrecht absprachen – sofern sie von den deutschen Invasoren nicht als Sklaven gebraucht wurden. Erklärtes Ziel war die Eroberung von „Lebensraum im Osten“, wobei „Lebensraum“ gleichbedeutend mit „Wirtschaftsraum“ war – den militärischen Eroberungen sollten Riesengewinne folgen. Um Nahrungsmittel für deutsche Interessen frei zu machen, war vorgesehen, „zig Millionen Menschen“ einfach verhungern zu lassen – sie galten den Vertretern von Staat, Partei, Unternehmen und Wehrmacht als „nutzlose Esser“. In diese Planungen eingebettet erfolgte die Vernichtung der Juden, die in der herrschenden Werteskala ganz unten standen. 28 Millionen Sowjetbürger verloren durch Deutsche ihr Leben.

Bis heute gibt es sogenannte Historiker, die den deutschen Vernichtungskrieg zu einem „Präventivkrieg“, zu einer legitimen Verteidigungshandlung Nazideutschlands umlügen. Bis heute gibt es sogenannte Historiker und Sozialwissenschaftler, die den deutschen Vernichtungskrieg als Ergebnis einer „Eskalation“ betrachten – ausgelöst durch die vermeintliche „besondere Brutalität“ sowjetischer Partisanen. Wir können und wollen diese Scheiße nicht mehr hören. Schluss damit! Deutschland halt’s Maul!

Wir demonstrieren heute gegen die Repräsentanten des deutschen Staates – eines Staates, der von denen aufgebaut wurde, die noch wenige Jahre zuvor den Vernichtungskrieg geführt hatten – als Soldat, als Polizist, als Gestapobeamter, als SS-Offizier. Wir demonstrieren heute gegen die Repräsentanten des deutschen Staates – eines Staates, der sich nach wie vor weigert, die sowjetischen Kriegsgefangenen zu entschädigen, die unter unmenschlichen Bedingungen für deutsche Unternehmen Zwangsarbeit leisten mussten. Der Tod von drei Millionen gefangenen Rotarmisten im Gewahrsam des deutschen Militärs wurde nie gesühnt.

Auch in diesem Sinne gilt:

Kampf den deutschen Zuständen! Nie, nie, nie wieder Deutschland!

2000 auf Demo gegen die Innenministerkonferenz in Frankfurt Presseerklärung des Bündnis gegen die IMK

Wigbert Benz beschreibt in "Unternehmen Barbarossa" u.a. die deutschen Hungerpläne für die sowjetische Bevölkerung

Lesenswerte Beiträge zum deutschen Angriff auf die Sowjetuion gibt es bei shoa.de und dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Wiederstands

Das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst hat den Extrakt seiner Dauerausstellung im Netz und liefert mit Fotobänden sowjetischer Fotografen eine andere Sicht auf diesen Krieg

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