Die Entwicklung des Kapitalismus entzieht auch hierzulande zunehmend mehr Menschen ihre Lebensgrundlagen während das repräsentative politische System immer weniger in der Lage ist, ihre Interessenvertretung zu gewährleisten. Deshalb wird sich immer weniger darauf beschränkt, Protest zu artikulieren, sondern es wird Widerstand geleistet.
Und dessen Grenzen stehen ganz sicher nicht im Bürgerlichen Gesetzbuch. Deshalb halten ist es nicht notwendig, sich länger mit der Frage aufzuhalten, ob Gewalt gegen Sachen (das House of Finance, Polizeifahrzeuge, das dreizehnte Revier) in Ordnung ist oder nicht. Wo Scheiben einwerfen und Graffiti Gewalt sind, Abschiebungen oder Hartz IV aber nicht, gibt es nicht viel zu diskutieren. Wie absurd und besonders deutsch diese Diskussion überhaupt ist zeigt ein Blick auf die Auseinandersetzungen in Griechenland.
Wenn es aber wie nach der nachttanzdemo zu Auseinandersetzungen mit Polizisten, während der Besetzung des House of Finance mit einem Mitarbeiter der Uni oder im Anschluss an die Griechenland-Demo mit Zivilpolizisten kommt, dann ist das nicht Ergebnis des Handelns eines blindwütigen Mobs, sondern Reaktion auf sehr konkrete Übergriffe: Nach der nachttanzdemo auf die Prügelorgie der Polizei während der Räumung, im 'House of Finance' darauf, dass besagter Mitarbeiter auf Leute losgegangen ist und nach der Griechenland-Demo auf den Angriff von bewaffneten Zivilpolizisten gegen Demonstrierende.
Um es also deutlich zu sagen: Körperverletzungen sind nicht gutzuheißen, aber scheinen manchmal notwendig; es wird sich wohl auch in Zukunft gegen Übergriffe gewehrt werden. Ob eine Eskalation sich fortsetzt vor allem an der Polizei; auch wenn wir mit einem Polizeispräsidenten Thiel und einem Ordnungsdezernenten Stein nicht sonderlich optimistisch sind. Trotzdem hoffen wir das Beste. Zum Beispiel für die hessenweite Demonstration in Frankfurt am 14. Januar.
Lars Mertens, Sprecher der autonomen antifa [f]