Redebeitrag der Jugendantifa über den Bund der Vertriebenen (BdV)

Gehalten auf der Demonstration am 12. September 2004

Ich zitiere aus der Charta des BdV: "Die Völker der Welt sollen ihre Mitverantwortung am Schicksal der Heimatvertriebenen als der vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen empfinden." Das ist das Weltbild des BdV!

Sie sehen sich selbst als die eigentlichen Opfer des 2. Weltkrieges und vergessen dabei die systematische Vernichtung der europäischen Juden und anderen Menschen die von den Nazis aus rassistischen Gründen zu Feinden erklärt wurden. Diese Darstellung der Umsiedlungen als Völkermord und die Verharmlosung des Holocausts und anderer Verbrechen deutscher Täter dient der Durchsetzung der Ziele des BdV. Diese sind:

  1. Durchsetzung von "Volksgruppen- und Minderheitenrechten" für Menschen "deutscher Abstammung" in aller Welt
  2. Rückgabe ehemals deutscher Immobilien
  3. Ansiedlungsrecht und Entschädigungszahlungen für ehemals "Vertriebene" und/oder deren Nachkommen in den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reichs.

Ziel dieser Politik ist die Revision der deutschen Ostgrenzen, wie es Herbert Hupka als Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien 1984 formulierte: "Das deutsche Reich existiert fort. (...) Ostdeutschland umfasst nicht nur Ostdeutschland jenseits von Oder und Neiße, (...) sondern auch das Sudetenland und die deutschen Siedlungsgebiete zwischen Ostsee und Schwarzem Meer." Für den BdV gilt demnach nicht das internationale Völkerrecht, sondern das völkische Selbstbestimmungsrecht des "deutschen Volkes und Blutes". Damit erkennt der BdV weder das Potsdamer Abkommen noch die 2+4 Verträge an, in dem die BRD die bestehende Grenzziehung als endgültig anerkannt hat. Für den BdV-Funktionär Stoll ist die Anerkennung der deutsch-polnischen Grenze "die Amputation eines Drittels Deutschlands".

Es ist festzuhalten, dass Gerade die "Sudetendeutschen" von der Vertreibung der ansässigen Juden und Antifaschisten nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1938 in der Tschechoslowakei profitierten. Sie waren es die in die Wohnungen derer einzogen die den Germanisierungsplänen der Deutschen zum Opfer fielen. Mindestens 250.000 Menschen wurden von der deutschen Wehrmacht im Zuge der so genannten "Umvolkung" aus der Tschechoslowakei vertrieben. Die meisten Sudetendeutschen begrüßten und unterstützten diese "Umvolkung".

Nach dem ende des 2. Weltkrieges haben sich viele Vertriebene in sogenannten Landsmannschaften und dem Zentralverband der Vertriebenen Deutschen (ZdV) organisiert. Dies gab ihnen eine Plattform um ihre völkisch-nationalistischen Parolen einem breiterem Publikum zu präsentieren. Am 14. Dezember 1958 schlossen sich diese Verbände dann zum BdV zusammen. Durch das deutsche Bundesvertriebenengesetz von 1971 ist gewährleistet, dass die "Vertriebenen" nicht aussterben: "Kinder, die nach der Vertreibung geboren worden sind, erwerben die Eigenschaften als Vertriebener (...) des Elternteils (...)". (§ 7 Bundesvertriebenengesetz). Neben der "Erlebnisgeneration" und den "Blutsvertriebenen" gibt es auchs noch die "Bekenntnisvertriebenen"; diese müssen Deutsche sein, die Ziele dieser Vereinigung unterstützen und ihr beitreten - was in zunehmendem Maße geschieht.

Auch ist zu beachten das der BdV nicht nur eine kleine Vereinung einiger Überlebender ist, er ist vielmehr eine Institution, die einen eigenen Minister hatte und heute noch jährlichen Bundeszuschüssen in zweistelliger Millionenhöhe erhält.

Nun noch ein paar Worte zur jetzigen Präsidentin Erika Steinbach. Zurzeit wirbt sie, mit Aktionen wie zum Beispiel einer Gedenkveranstaltung für den Warschauer Aufstand, nach außen hin für ein besseres Image für den BdV. Dazu betont sie vor größerer Öffentlichkeit meistens man habe dazu gelernt. Immer öfter verkündet sie dass der Holocaust ein unvergleichbares Verbrechen war, obwohl sie in Wahrheit anders denkt. In einem Brief der letztes Jahr an die Öffentlichkeit gelangte titulierte sie die Vertreibung als das größte Verbrechen in der Geschichte der Menschheit.

Interessant ist es auch das Erika Steinbach nicht aus einer Vertriebenenfamilie stammt. Ihr Vater war lediglich Besatzungssoldat und auch ihre Mutter zog erst während der Besatzung nach Polen zu ihrem Mann. Nach dem 2. Weltkrieg musste die Familie dann das Land verlassen, wie auch alle anderen Wehrmachtssoldaten, SS-und GESTAPO Offiziere und überhaupt alle Deutschen die eine aktive Rolle im Nationalsozialismus gespielt haben.

Sie alle tragen eine Mitschuld an den Verbrechen des 3. Reiches und wurden daher zu Recht vertrieben.

Viele damals noch nicht ganz so alte Nazis befanden und befinden sich noch heute in den Reihen der organisierten Vertriebenen. Einige von ihnen waren nachweißlich unmittelbar an den Verbrechen des Nationalsozialismus beteiligt.

So zum Beispiel Theodor Oberländer, Vertriebenenminister unter Adenauer, Fürsprecher der Interessen der Vertriebenen. 1923 beteiligte er sich an dem Hitler-Putsch in München, später war er SA-Hauptsturmführer und Gauamtsleiter der NSDAP geworden und hatte sich vor allem als "Ostraumforscher und Volkstumkämpfer" einen Namen gemacht. Es befinden sich allerdings nicht nur Altnazis in den Reihen des BdV, auch jüngere Mitglieder haben Kontakte zur extremen Rechten. So schrieb z.B. der damalige Vizepräside des BdV Paul Latussek 1997 einen Leitartikel für die neofaschistische Zeitschrift Nation und Europa. Dazu hielt er einen Vortrag vor der Gesellschaft für Freie Publizistik (GFP), die sogar der Verfassungsschutz als größte rechtsextremistische Kulturvereinigung" beschreibt. Die Vertriebenen hatten und haben kein Problem damit sich von Menschen mit solchen rechtsextremen Hintergründen vertreten zu lassen.

KEIN VERGEBEN, KEIN VERGESSEN! REVANCHISMUS ANGREIFEN

Weitere Redebeiträge auf der Kundgebung:

Redebeitrag der autonomen antifa (f)
"Das aggressive Selbstmitleid der Täter stören!" Sinistra

Kommentierte Linkliste zum Bund der Vertriebenen (BdV)