Dresden-Nachlese

Am 14. Februar 2009 marschierten ca. 6.500 Nazis völlig unbehelligt durch Dresden. Von der Polizei bestens geschützt konnten sie Parolen wie "Die USA sind unser Unglück" verbreiten. Trotz der mit ca. 4.000 TeilnehmerInnen gut besuchten Antifa-Demo des "No pasaran!"-Bündnisses und der 6.500 bis 8.000 Menschen beim Geh-Denken konnte nicht einmal eine zeitweise Blockade der Nazi-Demo erreicht werden.

Falls die Stadt nächstes Jahr ihre Politik ändert, kann antifaschistisches Engagement auch in Dresden erfolgreich sein

erklärte die Sprecherin des "No pasaran!"-Bündnisses in einer ersten Auswertung. Besser kann die eigene Hilflosigkeit angesichts der polizeilichen Übermacht bei vielen antifaschistischen Aktionen kaum noch auf den Punkt gebracht werden. Eine kritische Diskussion der Gegen-Aktionen ist daher dringend nötig. Ebenso muss diskutiert werden, wie die politischen Voraussetzunge für erfolgreiche Blockaden wie am 20. September 2008 in Köln und am 8. Mai 2005 in Berlin geschaffen werden können.

Das Desaster von Dresden (junge welt)
Im Zerrspiegel der Presse, oder: heißt die Antwort wirklich Dresden? Ein Kommentar bei Radio F.R.E.I. (audio-Datei, 6:40 Minuten)
Rückblick auf den größten Neonazi-Aufmarsch seit 1945 - Interview mit "Venceremos" bei Radio Corax (9:06 Minuten)
Missbrauch oder Konsequenz des Dresden-Gedenkens? Trotz großer Gegenaktivitäten konnten die Rechten in Dresden marschieren von Peter Novak
Ausführlicher Pressespiegel (Geh-Denken)

Die ALB hält den Protest und insbesondere die 3.500 bis 4.000 Menschen große Antifa-Demo für einen Erfolg. Obwohl die Nazi-Demo nicht gestört werden konnte, gelte es darauf aufzubauen und im nächsten Jahr noch breiter zu mobilieren. jungle1

Die "Leipziger Antifa" (Lea) hingegen hält das Bündnis mit den "Bürgerlichen" für einen Mißerfolg. Das schielen auf Breite habe außerdem eine kritische Auseinandersetzung mit dem bürgerlichen Dresden-Mythos verhindert. jungle2

Dresden 2010 calling! Ausführliche Auswertung der ALB

6.000 Nazis marschierten am 14. Februar in Dresden - bis zu 15.000 TeilnehmerInnen bei den Gegenaktionen

Am 14. Februar 2009 haben in Dresden mindestens 6.000 Nazis demonstriert. Anlass war der 64. Jahrestag der Bombardierung der Stadt durch die britische und amerikanische Luftwaffe, die im Opferkult der Nazis als Bombenholocaust bezeichnet wird. Die Trauer um die Toten wurde verbunden mit der Verherrlichung der Wehrmacht, der Leugnung und Relativierung der Shoah sowie einem agressiven Antisemitismus und Antiamerikanismus, der sich auch in den Parolen “Israelis sind Völkermörder” und “Gestern Dresden, heute Gaza” ausdrückte. Die Demonstration am 14.2. war stark von der NPD geprägt, obwohl auch "Freie Kameradschaften" und "Autonome Nationalisten" dazu aufgerufen hatten.
Rechercheteam Ost, NPD-Blog, Netz gegen Nazis addn , Telepolis
Fotoserien gibt es bei Flickr 1 und 2

An den Aktionen gegen den Nazi-Aufmarsch nahmen 10.000 - 15.000 Menschen teil. Die größte Gegenveranstaltung wurde von dem Bündnis Geh-Denken organisiert, an der neben Münterfering, Roth und Gysi nach Angaben der Veranstalter bis zu 12.000 TeilnehmerInnen (Polizei: 6.500) beteilgten.

Mit dem Bündniss "No Pasaran" haben 3.500 bis 4.000 Menschen demonstriert. Nach Angriffen der Polizei mußten die Veranstalter die Demo auflösen. Presseerklärung von "No Pasaran!"

Eine Kundgebung gegen das "bürgerliche Gedenken" und die darin enthaltene Stilisieurng der Dresdner zu Opfern hat das Bündniss Gegen jede Form von Geschichtsrevisionismus (venceremos-Antifa) organisiert. Indymedia

Über 4000 Polizisten sorgten dafür, dass die Nazi-Demo trotz der zahlreichen Gegenaktionen weitgehend ungestört durchgeführt werden konnte.

Auf der Rückfahrt aus Dresden überfielen Nazis einen Reisebus des DGB auf der Rasstäte bei Jena. Ein Kollege erlitt dabei einen Schädelbruch.
Interviews mit den betroffenen Kollegen bei Radio Frei (mp3, 9:35 Minuten, 16 MB), HR, DGB-Norfhessen, Süddeutsche Zeitung Interview mit Holger Kindler vom DGB-Nordhessen, DGB Hessen-THüringen kritisiert Polizei
Auch eine Gruppe Jusos aus NRW wurde an der selben Raststätte angegriffen. WDR

Nazi-Demo am 13. Februar

Am Abend des 13. Februar 2009 hatten bereits etwa 1100 Nazis in Dresden demonstriert. Die meisten TeilnehmerInnen kamen aus den "Freien Kameradschaften". Berichte und Fotos gibt es beim Rechercherteam Ost, einen Film beim Spiegel. Auf Indymedia gibt es einen Bericht zur Gegenveranstaltung des Bündnisses 'Keine Versöhnung mit Deutschland', an dem 700 Menschen teilgenommen haben.

Bereits am Mittag des 13. Februar hatten die bürgerlichen Parteien unter reger Beteiligung von Freien Kameraden und NPD der Opfer der Bombardierung Dresdens auf dem Dresdner Heidefriedhof gedacht. Das Mahnmal auf dem Heidefriedhof ist ein Musterbeispiel für die Relativierung der Ermordung der europäischen Juden sowie der Sinti und Roma und für die Gleichsetzung der Opfer mit den Tätern. Stelen mit den Namen mehrerer Konzentrations- und Vernichtungslager stehen neben solchen, die beispielsweise „Dresden“ als Aufschrift tragen und an die Opfer des 2. Weltkriegs erinnern sollen.
Dresden - Die CDU & Neonazis, die Bürger_innen & Antifas (AKA)
Dresden: Wenn der Bürger mit dem Nazi… (NPD-Blog)

Vom Mythos der unschuldigen Stadt (Film, 15 Minuten)
Hintergrundbericht mit vielen Links auf Indymedia

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