Nazizentrum Kirtorf dichtmachen!

Kirtorf …

..malerisch gelegen im Vogelsbergkreis, in der mittelhessischen Provinz. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. 1.494 EinwohnerInnen, mit den sechs Stadtteilen 3.796 EinwohnerInnen - Kirtorf wirbt als Idyllischer Urlaubsort.
Doch der Schein trügt. Seit den 1980er Jahren kommt es immer wieder zu neofaschistischen Aktivitäten. Es werden regelmäßig Treffen und Konzerte veranstaltet.

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Kirtorf – Sicheres Hinterland

Die Nazis treten in Kirtorf als (wahrscheinlich personell identisch) „Berserker Kirtorf“ und „Kameradschaft Kirtorf“ in Erscheinung. Einen nicht unerheblichen Teil der Infrastruktur stellt Bertram Köhler. Er besitzt das Anwesen in der Marburger Strasse 42 in dessen Hinterhof die „Sturmkneipe“ der „Berserker“ beheimatet ist, wo regelmäßig „Kameradschaftsabende“ und andere Veranstaltungen mit bis zu 50 TeilnehmerInnen stattfinden, für „Verpflegung und Musik“ sei gesorgt. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine ausgebaute Scheune in der mehrmals im Jahr Rechtsrock-Konzerte stattfinden. Aufgrund dieses Privatbesitzes ist Kirtorf einer der sichersten Konzertorte für Nazis in Deutschland.
Auch Sascha Graf, Betreiber eines Online Versandes, bei dem von Waffen, Nazimusik und Klamotten alles für den Kameraden zu haben ist, zählt zu den „Berserker Kirtorf“.

Ein Regelmäßiger Gast der „Berserker Kirtorf“ ist Manuel Mann, Hauptakteur des „Aktionsbüro Mittelhessen“ (ABM) und damit u.a. verantwortlich für die Demonstrationen mit Christian Worch in Gladenbach.

Die Kirtorfer Kameraden sind Teil der „Freien Kameradschaftsszene“, während Manuel Mann bei seinen widerlichen Veranstaltungen immer wieder versucht die lokalen NPDlerInnen mit einzubeziehen (wie bspw. Doris Zutt, Thomas Hantusch). Die Protagonisten des ABM und der „Berserker Kirtorf“ sind nicht identisch, aber Bertram Köhler schaut schon mal in Gladenbach vorbei und Manuel Mann kommt zum „Kameradschaftstreffen“ in die „Sturmkneipe“.
Ostern 2002 feierte die dienstälteste deutsche Nazi-Hooligantruppe, die „Borussenfront“ aus Dortmund, ihr 20-jähriges Bestehen auf einem Acker bei Kirtorf. Höhepunkt war die Bremer Band „Kategorie C“, die vor 600 Anwesenden spielte. In Dortmund war die Feier schon im Vorfeld von der Polizei unterbunden worden. In Kirtorf sah diese jedoch keinen Grund zum Einschreiten. Im Gegenteil: sie übte sich in Nachbarschaftshilfe und zog gemeinsam mit den Nazis die steckengebliebenen Autos aus dem schlammigem Acker.

Am 20. April ist nicht nur Hitlergeburtstag, sondern auch der von Glenn Engelbrecht aus Kirtorf – Gleimenhain, so dass an diesem Tag jährlich eine Doppelgeburtstagsfeier in Kirtorf stattfindet.
Schon Anfang der 1990er wurden auf einem Truppenübungsplatz in der Nähe von Kirtorf Wehrsportübungen mit scharfen Waffen durchgeführt. Seit einiger Zeit gibt es mit der Band „Gegenschlag“ auch eine (sowohl textlich als auch musikalisch) unerträgliche Nazi-Band aus dem Umfeld der „Berserker Kirtorf“.

Es ist nicht leicht…

…in ländlichen Gebieten emanzipatorische Entwicklungen voranzutreiben. Viele, andernorts selbstverständliche, Vorrausetzungen müssen hier erst müheselig erarbeitet werden. So gibt es zum Beispiel in Kirtorf keine linke Kultur oder Struktur. Auch eine kritische Öffentlichkeit fehlt. Die BürgerInnen treten nur als eine schweigende Masse auf, sei es aus Wohlwollen, aus Ignoranz oder aus Angst. Für Bürgermeister und Kreis sind nicht allein die Nazis das Problem, sondern die Angst vor negativen Schlagzeilen.

Was ist zu tun?

Nun gilt es deutlich zu machen, was sich in Kirtorf für ein Pack trifft, so dass es in Zukunft keine Legitimation mehr für betroffenes Weggucken und Schweigen gibt und die stille Zustimmung keine Toleranz mehr findet. Es gilt ebenso den ständigen Bedrohungen und Angriffen gegenüber Andersdenkenden und Andersaussehenden durch Nazis (alleine seit der „Wende“ wurden über 100 Menschen durch Nazis ermordet und Zahllose verletzt) entgegenzutreten, als auch deren Ideologie anzugreifen. Da sich „Kameraden“ in letzter Zeit häufig linker Parolen, Symbole etc. bedienen und diese in leicht abgewandelter Form zu den Ihren machen, ist es um so wichtiger eigene Inhalte zu vermitteln. So nennt sich das ABM beispielsweise, eine „sozialistische Zelle“ im Nationalen Widerstand. Doch die antikapitalistischen Floskeln enden bei einer stumpfen Personalisierung und Verteufelung des „raffenden“ Kapitals, hinter welchem sie „die Juden“ ausmachen. Der von den Nazis geprägte nationale Sozialismus endet bei dem „Heil“ einer völkischen Zwangsgemeinschaft. Die historische Formierung dieser Gemeinschaft führte letztlich zur Vernichtung der europäischen Juden und Jüdinnen.

Was bleibt…

... ist die Kritik der gesamtgesellschaftlichen Zustände. Die Bedrohung einer direkten gesellschaftlichen Veränderung durch Nazis ist gering (was jedoch nicht bedeutet, dass sie nicht trotzdem auf allen Ebenen bekämpft werden müssen). In der Krise zeigt sich das ganze Ausmaß der Irrationalität dieser Ordnung, gerade wenn der große Verteilungskampf um die Reste des Sozialstaates beginnt. Ausgegrenzt werden `Fremde´, Menschen die nicht verwertbar erscheinen, ihren Beitrag zum „Gemeinwohl“ nicht leisten wollen, etc.. Aus diesem gesellschaftlichen Klima heraus ergeben sich antisemitische Ausfälle, die Täter-Opfer Verdrehung, die von konservativen Kreisen, wie Martin Hohmann über Möllemann bis hin zu angeblichen Linken, wie Friedrich Brand geäußert werden. So hat Hohmann, ex-Bundestagsabgeordneter aus dem nahen Fulda, in seiner Rede zum 03.10.03 mal schnell die „jüdische Beteiligung“ am Bolschewismus erkannt und dazu genutzt die These aufzustellen, dass Juden mit „einiger Berechtigung als Tätervolk“ bezeichnet werden können. Des weiteren finden tagtäglich Abschiebungen statt, es werden rassistische Polizeikontrollen durchgeführt und soziale Randgruppen aus den Innenstädten gedrängt. Die sich zuspitzenden Verhältnisse führen zu Verelendung immer breiterer Schichten. Diese Entwicklungen spielen den Nazis und reaktionären Kräften in die Hände, die ihre Propaganda an der antisemitischen und rassistischen Hetze anknüpfen und auf der Strasse Taten folgen lassen. Deshalb muss es gerade in Kirtorf darum gehen für eine Welt, fern von kapitalistischen Zwängen, Rassismus und Antisemitismus, für die Selbstbestimmung aller Menschen über ihr Leben einzutreten. Denn im Endeffekt muss es ums Ganze gehen, dass Überwinden der unterdrückenden Produktionsverhältnissen „in einen stattdessen wahrhaft menschlichen Zustand“.

From Re-Action… - Gladenbach

Für den 17.April wollen die Nazis vom ABM zum dritten Mal nach Gladenbach kommen. Während beim ersten versuchten Aufmarsch der Nazis am 17. Januar, einige AntifaschistInnen durch Blockaden erreichen konnten, dass die Route der ABM-Demonstration zumindest nicht an der 1938 zerstörten Synagoge vorbeiführte, geriet der zweite Versuch am 21.Februar zum Debakel: Die von Christian Worch angemeldete Demonstration wurde erfolgreich verhindert (die Nazis packten ihre Transparente nur zum Photographieren kurzzeitig aus), Nazis und deren Autos wurden militant angegriffen. Anwesend waren beide Male etwa hundert Nazis, wobei am 21.02. nur ca.40-50 am Versammlungsort in Gladenbach ankamen.

…to action - Kirtorf

Am 17.April wollen wir, antifaschistische Gruppen aus Hessen, nicht wie so oft auf die Nazis reagieren und nach Gladenbach fahren, sondern durch eine antifaschistische Demonstration aus der Politik des Reagierens herauszutreten und mit selbst gewählten und bestimmten Aktionen die Politik des Wegschauens und Ignorierens angreifen.
Wir wollen mit dieser Demonstration die rassistischen und neofaschistischen Existenzen öffentlich und damit angreifbar machen, unabhängig von `rechten Highlights´ oder Gewalttaten den Termin dafür selbst festlegen.
Wir lassen nicht weiter zu, dass die Verhältnisse in Kirtorf und anderswo weiterhin totgeschwiegen werden!

Deutsche Realitäten angreifen!
Nazizentrum dichtmachen!
Für einen revolutionären Antifaschismus
!

Antifaschistische Demonstration
Samstag 17. April, 11.30 Uhr am Sportplatz Kirtorf