es gäbe viele gute Gründe für eine radikale Linke ihrer exklusiven und "ehrenwerten Gemeinde" einen Besuch abzustatten. Bei einer Stadt, die sich – mit dem gebotenen Understatement natürlich – damit schmücken kann, einen betrachtlichen Anteil der sogenannten Eliten dieser Gesellschaft ihre Bürger nennen zu dürfen, drängen sich ja die Anlässe geradezu auf. Doch heute sind wir ausnahmsweise nicht hier, um auf verantwortliche Akteure aus Wirtschaft und Politik wegen ihrer rassistischen Einwanderungspolitik, dem Abbau der letzten sozialen Rechte, der Aushölung der Grundrechte, der revisionistischen Geschichtspolitik, der zynische Abspeisung der überlebenden Zwangsarbeiter, der alten und neuen Nazis, die es auch in Königsstein gibt oder nationalistischer Propaganda, o.ä. hinzuweisen. Vom Zusammenhang zwischen dieser kapitalistischen Gesellschaft und dem Faschismus, den ihr bürgerlicher Antifaschismus" – mit dem sich so gerne schmücken – nicht benennen will, mal ganz zu schweigen. Sie könnten all dies, wenn es Sie denn interessieren würde, schließlich längst wissen.
Nein, liebe Damen und Herren, unser Anliegen heute ist
weit banaler – ja man ist fast versucht, es bescheiden
zu nennen. Wir wollen Sie nämlich heute mal beim Wort
nehmen. Um zu erklären warum, erlauben sie, dass wir
ganz kurz ausholen:
Königsstein hat eine Partnerstadt, mit der im Zuge der
sogenannten "Städtefreund-schaft" ein reger Austausch
gepflegt wird. Nichts besonderes könnte man meinen.
Doch diese Partnerstadt ist nicht irgendeine, sondern– wie passend – heißt auch Königsstein und liegt in
der Sächsischen Schweiz. Dort, sie wissen es aus den
Medien, besitzen die Nazis von der NPD und den"freien Kameradschaften", das was man mit einigem
Recht eine kulturelle Hegemonie nennen darf. Die
etablierten Parteien wie SPD und CDU üben sich im
demokratischen Wettbwerb mit bekennenden
Nationalsozialisten, die sich gar keine Mühe geben
müssen, ihre barbarische Menschenverachtung irgendwie
zu verbergen. Regelmäßig kommt es zu gewalttätigen Übergriffen und rassistischen Anschlägen, was auch
gerade deswegen bemerkenswert ist, weil der Großteil
der Menschen, die nicht in die
Streichholzschachtel-Welt der "Kameraden" passen,
schon längst das Weite gesucht hat – es dort also kaum
Linke, Juden, Migranten, etc. gibt. Zuletzt wurden in
der Nacht vom 29. auf den 30. September die Scheiben
bei den letzten beiden "ausländischen" Imbissen
eingeworfen. Regelmäßig finden darüber hinaus
Veranstaltungen von NPD und anderen Nazis u.a. im"Sachsenhof" statt. Die NPD sitzt mit einem ihrer
sächsischen Führungskader – Uwe Leichsenring, der
seit der letzten Wahl übrigens auch im Sächsischen
Landtag ist, im Stadrat der Stadt. Bei den
Bürgermeisterwahlen 1999 erang dieser Nazi bei den
Kommunalwahlen die zweitmeisten absoluten Stimmen.
Auch ansonsten sind die Nazis prima in das Stadtleben
integriert und erfreuen sich als Fahrschullehrer,
Feuerwehrleute, Trinkkumpanen, etc... großer
Beliebtheit. Und falls sich doch einmal seichter
Protest gegen diesen braunen Sumpf in der sächsischen
Schweiz erhebt, beeilen sich die Stadtoberen aus Angst
vor „Schädigung der lokalen Tourismus-branche“, diesen
zu denuzieren und mundtot zu machen. Die Liste würde
sich fortsetzen lassen.
All dies war für die Stadt Königsstein im Taunus
bisher kein Anlass, die "Städtepartnerschaft" auch nur
zu überdenken. Und so macht man munter weiter Werbung
für eine Stadt, in der die übergroße Mehheit
offensichtlich zumindest kein Problem mit Nazis hat.
Am kommenden Samstag, den 27.11. soll nun eine
bundesweite antifaschisische Demonstration in der
Nachbarstadt von Königsstein – Prina – der
hegemonialen Widerwärtigkeit in der Sächsischen Schweiz endlich etwas entgegen setzen. Diese wird
prompt auch wieder als der eigentliche Störenfried
angesehen und die dortigen "Demokraten" forderten
teilwiese sogar ein Verbot der antifaschistischen
Demo. Für uns ist das Anlass, die dortigen
Antifaschisten nach Kräften zu unterstützen. Und da
schließt sich der Kreis. Schließlich müsste es doch
auch für bürgerliche Antifaschisten, die sie ja hier
angeblich sein wollen, möglich sein, sich gegen
völkischen Wahn, Rassismus und Antisemitismus zu
engagieren. Zumal die Möglichkeiten für sie hier auf
der Hand liegen. Den kommunalen Verantwortlichen für
die jahrelange Duldung der Nazis in der Sächsischen
Schweiz, die offensichtlich kein rationales Argument
und auch kein Mindestmaß an menschlichem Anstand
beieindruckt , ist – wie auch schon die Geschichte
zeigt – nicht mit Verständnis und Toleranz
beizukommen. Da muss man anfassen, wo es weh tut. Eben
beim Tourismus, dem Standort und dem öffentlichern
Ansehen.
Und wer schweigt, macht sich bekanntlich mitschuldig.
Deswegen haben wir hier und heute folgende
Mindestforderungen:
Sollten sie diesen banalen – und für einen Demokraten angesichts der sächsischen Zustände doch eigentlich selbstverständlichen – Forderung nicht nachkommen und damit auch weiterhin die Zustände in der Sächsischen Schweiz dulden, versichern wir ihnen, dass die nächsten offiziellen Besuche aus dem sächsischen Königsstein kein Zuckerschlecken werden – wir werden unseren Teil dazu beitragen...
Ja, auch wir hätten eine Menge bessere Sachen zu tun, aber antifaschistische Solidarität gebietet es schließlich hier aktiv zu werden. Schon aus Selbstschutz für all jene Menschen, denen das bessere Argument und die Vernunft, ein Mindestmaß an Humanismus oder gute Musik wichtiger sind als "Blut", "Volk" und "Boden".
In diesem Sinne versichern wir Ihnen: