Der Todesmarsches der KZ-Häftlinge aus den Frankfurter Adlerwerken nach Buchenwald

Am 23. März 1945, fünf Tage vor der Befreiung Frankfurts, stand die Produktion in den Adlerwerken endgültig still. Jetzt ging es vor allem darum, die letzten Zeugen des KZ zu beseitigen. Der marschunfähigen Kranken hatte man sich bereits entledigt - über 500 Menschen waren Mitte März in Güterwaggons in das KZ Bergen-Belsen transportiert worden. Am 24. März wurden die restlichen Häftlinge zu Fuß in den Tod geschickt.

350 ausgehungerte und entkräftete Häftlinge trieb die SS Richtung Osten aus der Stadt. Ziel war das KZ Buchenwald. Als sie die Stadt im Rücken hatten begann die SS zu schiessen – auf die Kranken und die die nicht mehr schnell genug waren. Etliche versuchten zu fliehen, aber jeder, der auch nur einen Schritt aus der Reihe machte, wurde erschossen. Der erste Nachtmarsch ging über Fechenheim, Dörnigheim und endete in einem Waldstück bei Hanau. Vier weitere mörderische Nachtmärsche - auf der Reichsstraße 40 über Langenselbold, Gelnhausen, Wächtersbach, Schlüchtern, Neuhof, Eichenzell, Fulda bis nach Hünfeld – folgten.

Bis ins Jahr 1963 fand man die Erschlagenen und Erschossenen, die meist durch ihren zertrümmerten Schädel oder an Hand einer Blechmarke mit der Werksnummer der Adlerwerke zu identifizieren waren. Man fand sie im Main, in zugeschütteten Gräben, bei Straßenbauarbeiten.

Von Hünfeld wurden die, die den Marsch überlebt hatten mit Güterwaggons in das KZ Buchenwald transportiert. Die SS trieb sie von hier in weiteren Evakuierungsmärschen nach Dachau. Nur 40 KZ-Häftlinge aus den Adlerwerken erreichten am 27. April das KZ Dachau und wurden 2 Tage später von der US-Army befreit.

Das KZ in den Adlerwerken

Am 22. August 1944 wurde das KZ-Aussenlager „Katzbach“ in Betrieb genommen, mitten in Frankfurt im Gallus, im 3. und 4. Stock des Hochbaus im Werk 1 der Adlerwerke.

1600 Häftlinge erlitten in diesem Konzentrationslager eine unbeschreibliche Hölle. Nur wenige von ihnen überlebten. Die SS-Doktrin „Vernichtung durch Arbeit“ wurde nicht nur durch die SS-Wachmannschaften erfüllt, auch Firmenleitung und werkseigene Wachmannschaften sorgten dafür, dass das KZ Katzbach das KZ-Aussenlager mit der höchsten Vernichtungsrate in Hessen wurde.

Dieser Teil deutscher Geschichte, der sich nicht im Geheimen, sondern mitten in Frankfurt, im „Traditionsbetrieb“ Adlerwerke, abspielte, wurde in der Nachkriegszeit schnell verdrängt, die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen, die Opfer nicht entschädigt. Die Verantwortlichen, das waren die SS, die Firmenleitung der Adlerwerke, die mit grosser Dringlichkeit KZ-Häftlinge für ihren Rüstungsbetrieb anforderte und die Aktionäre, darunter herausragend die Großaktionärin Dresdner Bank, die auch den Aufsichtsrat kontrollierte.

Erinnerungsveranstaltungen zum 60. Jahrestag Wer mehr Informationen zum KZ-Adlerwerke sucht, kann sich ab dem 24. März unter www.kz-adlerwerke.frankfurt.org informieren.