Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Faschismus an der Macht, ist eine antifaschistische Demonstration in Frankfurt angekündigt. Start ist um 17 Uhr am Paulsplatz, im Anschluss an das traditionelle Fest von Parteien, Verbänden und Gewerkschaften auf dem Römerberg. Der Aufruf findet sich hier, Infos gibt es darüber hinaus auf Twitter und Instagram.
Aufruf
Am 8. Mai 2022 jährt sich die militärische Niederlage des deutschen Faschismus zum 77. Mal. Es ist der Tag der Befreiung Europas durch die Rote Armee, die Alliierten und die Partisan*innen. Ein Jubiläum, das es weiterhin wert ist zu feiern – aber zugleich ein Tag, an dem wir uns die hohe Priorität von Antifaschismus in aktuellen politischen Kämpfen vergegenwärtigen.
Fest steht: Es gab eine Welt vor und eine Welt nach der Kapitulation des Naziregimes. Eine „Stunde Null“ oder einen vollständigen Neubeginn ohne faschistische Bewegung hat es jedoch bekanntlich nie gegeben. Viele der alten NSDAP-Funktionäre, SS-Soldaten und Wehrmachtsbefehlshaber machten in der jungen Bundesrepublik wieder Karriere in hohen Instanzen der Wirtschaft, des Sicherheitsapparats, der Politik und Justiz. Eine wirkliche Entnazifizierung hat es nie gegeben. Spätestens seit den 1990er Jahren und dem „Sommer der Migration“ 2015, aber auch in den Jahrzehnten davor, sind rassistische Straßengewalt und faschistischer Terror, sind rechte Aufmärsche und Serien an Morden und Brandanschlägen Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Angesichts der über hundertjährigen Geschichte des rechten Terrors ist es für uns umso wichtiger, weiterhin mit der dürftigen deutschen Erinnerungskultur hart ins Gericht zu gehen. Denn die Inszenierung als geläuterte Nation verdeckt die faschistischen Kontinuitäten. Einen Schlussstrich unter die Vergangenheit darf es nicht geben. Im Gegenteil: Wir müssen die Verbrechen des Nazifaschismus als andauernde Verpflichtung dafür sehen, aufzustehen und uns zu engagieren – gegen Militarismus und Nationalismus, gegen Antisemitismus, Antifeminismus und rassistische Hetze.
Auch global ist die Rechte auf dem Vormarsch: Neue Formen rechten Terrors von digital vernetzten Tätern, die im Alleingang handeln, stellen uns vor neue Herausforderungen. In Polen und Ungarn bauen rechte Regierungen systematisch demokratische Freiheitsrechte ab. Die globale autoritäre Offensive wurde in den letzten Wochen in mörderischer Weise in Form der Angriffskriege Putins gegen die Ukraine und Erdoğans gegen die Kurd*innen deutlich.
Antifaschismus bleibt auch in diesem Jahr eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Es gibt mehr als genug zu tun – es liegt an uns, die Rechten und ihre menschenverachtenden Ideologien zu bekämpfen. Deshalb müssen wir uns als Antifaschist*innen zusammentun, uns besser vernetzen und den Rechten entgegentreten, wo wir sie treffen – auf der Straße und im Internet, auf der Arbeit und im Viertel! Nur gemeinsam können wir die faschistischen Bedrohnungen bekämpfen und für die Perspektive einer solidarischeren, gerechteren und sozialeren Welt eintreten. Am Jahrestag der Befreiung vom Nazifaschismus müssen wir deshalb laut und deutlich sagen: bis hierhin ist schon viel zu weit! Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!