Am 22.10.2022 findet in Frankfurt der dritte „Million March“ statt, der von zentralen Personen aus der Szene der Corona-Leugner*innen wie Markus Haintz, Alexander Ehrlich, Thomas Brauner und Wolfang Kochanek organisiert wird. Die ersten beiden Demos unter dem Motto „Million March“ fanden mit 50.000 Teilnehmenden in Brüssel und mit 5.000 in Frankfurt statt. Auch dieses Mal wird wieder europaweit mobilisiert und es könnte – ja nach pandemischer Lage – wieder einmal eine größe Veranstaltung werden.
Wir alle wissen, dass es sich bei diesen Versammlungen um ein Zusammenkommen von antisemitischen, rassistischen, antifeministischen und natürlich antiemanzipatorischen Arschlöchern handelt. Trotzdem möchten wir in diesem kurzen Text kurz auf drei exemplarische antisemitische Vorfälle des letzten „Million March“ aufmerksam machen, auch um zu zeigen, dass sich dagegen auf die Straße zu bewegen leider immer noch ziemlich notwendig ist. Beginnen möchten wir mit Michael Schele, einem Hochzeits-DJ und zentraler Akteur der Szene aus NRW (mit einer wirklich trashigen Homepage, kurzer Besuch zur Belustigung zu empfehlen). Möglicherweise qualifizierte ihn diese Tätigkeit auch zur Mitfahrt und Moderation im Lautsprecherwagen. In dieser Funktion fragte er am Startpunkt der Demo, ob jemand von der „Judenpresse“ da sei und gab über die Lautsprecheranlage kundt, dass er bereit für ein Interview sei. Die FR, die darüber berichtete, konnte darauf offensichtlich gut verzichten.
Neben dem antisemitischen Plattendreher Schele trat auch Inga Lemke aus dem Umfeld der sogenannten „Freedom Parade“ und der widerlichen Clique um den als „Captain Future“ verkleideten Michael Bründel mit explizitem Antisemitismus in Erscheinung. So trug die Berlinerin, die auf der Veranstaltung zudem mutmaßlich als Ordnerin fungierte, ein Schild mit der Aufschrift „FCK RTHSCHLD“ mit sich herum und hielt es grinsend in eine Vielzahl der anwesenden Kameras. Mit dem Schild wird auf eine Jahrhunderte alte Verschwörungstheorie angespielt, derzufolge die jüdische Familie Rothschild die Welt und alle zentralen historischen Ereignisse steuert. In diesem Fall wohl auch die Corona-Pandemie.
Als letzten beispielhaften antisemitischen Vorfall möchten wir einen Post von Alexander Ehrlich heranziehen, einem Protagonisten der Szene in Österreich und Mitorganisator der Demo in Frankfurt. Unter der Überschrift „Friede, Freiheit, Selbstbestimmung“ schrieb Ehrlich auf seinem Telegram-Kanal, dass die Demo in Frankfurt eine „klare Ansage an das #Kapital“ sei und dass er die „#Zinsknechtschaft“ überwinden wolle. Ehrlich spielt hier auf eine alte und oft mit antisemitischen Stereotypen verbundene Vorstellung an, dass lediglich der Zins beim Verleihen von Geld für die Übel des Kapitalismus verantwortlich sei. Auch im Nationalsozialismus war die Vorstellung vorherrschend, dass es ein gutes und produktives industrielles Kapital und ein schlechtes und unproduktives Finanzkapital gäbe. Letzteres wurde mit Jüdinnen*Juden assoziiert. Buzzwords wie „Zinsknechtschaft“ nehmen auf diesen antisemitischen Topos explizit Bezug. Verantwortlich für den ganzen Mist ist das Kapitalverhältnis, der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit und nicht die Existenz von Zinsen.
Unserer Auffassung nach benötigt es diese Beispiele nicht, um zu belegen, dass es sich bei dem „Million March“ um eine Zusammenrottung von Menschenfeind*innen verschiedener Couleur handelt, die allem, wofür wir als emanzipatorische radikale Linke streiten, unversöhnlich gegenüberstehen. Dennoch erachten wir es als notwendig, sich auch nach über zwei Jahren Pandemie und damit zusammenhängend Protest von rechts, mit diesen Versammlungen auseinanderzusetzen. Antisemitische, rassistische und antifeministische Zusammenkünfte sollten wir uns radikale Linke im Sinne einer befreiten Gesellschaft immer entgegenstellen. Wir rufen dazu auf, sich an Aktionen und Protesten gegen diesen antiemanzipatorischen Aufmarsch, der am 22.10. hier in Frankfurt stattfinden wird, zu beteiligen. Haltet Augen und Ohren offen und achtet auf Ankündigungen.