Gefunden und Dokumentiert von de.Indymedia.org

Heute warten wir nicht auf Geschenke von unseren Chefs oder auf Rabattcodes für diverse „Frauenprodukte“, sondern beschenken uns als Feminist*innen und Antifaschist*innen einfach selbst (und die Frankfurter Bürger*innenschaft gleich mit!). Welcher Tag wäre besser geeignet als der 8. März, um unsere Wut über insbesondere diejenigen zu äußern, die in ihren Männerbünden – mit Säbeln (und mehr) bewaffnet – so viel Freude daran haben, dem guten Leben für alle im Wege zu stehen?

– Flugblätter und Rosen –

Let’s talk about Burschenschaften, Germanen und Alte Herren. Sie sind nationalistisch, antisemitisch, rassistisch und frauenfeindlich – gute Gründe, immer einen weiten Bogen um Verbindungsstudenten zu machen, gibt es ausreichend.

Die Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung (Corps, Burschenschaft, Landsmannschaft, Turnerschaft oder christliche Verbindung, name it as you like) bringt für die jungen Männer eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich. So werden untereinander neben Jobs gerne auch Anwälte, Wohnungen etc. über Burschennetzwerke vermittelt. 

Die Marburger Burschenschaft Germania ist ein besonders gutes Beispiel dafür, wie diese Form des Networkings ganz bewusst von Nazis genutzt wird, um rechte Entwicklungen in der Gesellschaft voranzutreiben und daran zu arbeiten, die Grenzen gesellschaftlicher Tabuisierungen aufzuheben. Auch haben Marburger Antifaschist*innen über Jahre bestens belegt, dass die Germania kein Naziproblem hat, sondern ein Naziproblem ist. Dabei unterläuft sie Abgrenzungen und schafft Synergieeffekte zwischen Rechten verschiedener Couleur. Durch die unterschiedliche Ausrichtung der Mitgliedsbünde und der einzelnen Mitglieder schaffen es die Burschen, verschiedene Spektren der (extremen) Rechten einzubinden.


Zur Zielscheibe wird dann schnell alles, was den Germanen nicht nationalistisch und männlich genug ist. So geschehen im Sommer 2020, als es zu einem bewaffneten Angriff von Mitgliedern der Marburger Burschenschaft Germania und ihr nahestehende Personen auf eine Nachbarverbindung kam. Letztere wurde aufgrund ihrer vermeintlich zu liberalen Ausrichtung zum Ziel.

Verbindungsnetzwerke wie das der Marburger Germanen sind für die rechte Szene extrem hilfreich. Auf Veranstaltungen in den Burschenschaftshäusern der Deutschen Burschenschaft (DB) kommt von Blood&Honour-Nazis bis hin zu rechtskonservativen Lokalpolitikern alles zusammen, was die rechte Szene zu bieten hat. Menschenfeinde bekommen Räume, Finanzierungs- und Kontaktmöglichkeiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Silbertablett serviert.

Es geht dabei darum, „echte Rechte“ auszubilden: Das Lebensbundprinzip von Burschenschaften fördert die politische Beteiligung an der rechten Erfahrungswelt. Dies geht weit über die alltäglichen Aktivtitäten in Burschenschaftshäusern hinaus. Hierzu gehören ganz klar auch die berufliche Tätigkeit und das familiäre Umfeld. Darüber hinaus finanzieren DB-Burschenschaften extrem rechte Strukturen mit, werben dafür neue Leute an und verbreiten ihre menschenverachtende Ideologie, wo sie nur können. Familien, hier besonders die Partnerinnen und Ehefrauen der Burschen und Alten Herren, werden nach dem Ideal einer ritualisierten, patriarchalen Lebenswelt geformt, welche netzwerkartig und extem rechts ausgebaut werden soll. Um Burschenschaften innerhalb des Korporationsverbands Deutsche Burschenschaft – darunter auch die Marburger Burschenschaft Germania – einzuordnen, reicht es nicht aus, die Events der Nazivillen zu skandalisieren. Der Blick muss geweitet werden, und zwar auf all das, was neben der häuslichen Kaderschmiede als politisch gilt.

Damit der Kontakt auch dann noch vermieden werden kann, wenn die Burschen das Kotzbecken des heimischen Hauses längst hinter sich gelassen haben, machen wir in der Frankfurter Innenstadt auf zwei dort ansässige Alte Herren aufmerksam.

Mehr Infos zu den Marburger Germanen und ihren Freunden finden sich online unter
www.lebensbund.org

Wir haben keinen Bock auf Nazis und ihre Seilschaften. Antifaschistische und feministische Kritik sowie Praxis gegen Deutschland und Patriarchat bleiben notwendig – für eine Gesellschaft ohne Nationalismus, Sexismus und Männerbünde!

#feministrage

Dr. Steffen Tschackert

Axel Josef Schilder

Anmerkung Redaktion: Wir haben die Orginaldateien in bessere PDFs umgewandelt