Geschichte neigt dazu, sich zu wiederholen. Und so bedeutet Inflation stets, dass jene, die schon alles haben, noch tiefer in den Geldbeute derer greifen, die nichts haben. Auch wenn auf dem Preisschild dieselbe Zahl steht, so sind die Preise doch nicht für alle gleich. Was bedeutet es, 60 Cent mehr für ein Brot oder einen halben Kreutzer für ein Bier mehr zu zahlen für jene, die aus ihren Büros mit Blick auf die Skyline Rekorddividenden melden? Und was bedeutet es für die, die dort die Klos putzen? Nein, wir zahlen nicht das Gleiche für Brot und Bier, damals wie heute!
So waren die Frankfurter Bierkrawalle vor 150-mal Jahren keine bierschwangere Kneipen-Schlägerei, sondern die verzweifelte Reaktion der Bevölkerung auf 12% Preissteigerung. Am Abend des 21. Aprils 1873 waren nicht nur eine Vielzahl von Wirtshäusern und Brauerein geplündert, sondern auch 20 Menschen tot. Getötet durch die Gendarmen, welche die Profite der Brauereibesitzer*innen mit der Waffe absicherten.
Damals wie Heute…. Der gegenwärtigen Inflationwelle begegnen politischen Entscheidungsträger*innen mit verständnisvollen Sorgenfalten. Darüber hinaus bleiben sie untätig. Keine Übergewinnsteuer. Keine Erbschaftssteuer. Den Winter-Inflationsausgleich für Studierende kann man einen Sommer später beantragen, und die Einmalzahlungen aus dem letzten Herbst sind schon jetzt ein reales Minus auf dem Konto der Arbeiter*innen. Mit der Verschärfung des hessischen Versammlungsgesetzes werden hingegen schon mal vorsorglich Proteste kriminalisiert. Die populärste Krisenlösung bleibt: warme Wort und Repression.
Die gegenwärtige Krise findet ihren Ursprung dabei nicht im Ukrainekrieg. Der Krieg ist vielmehr der Katalysator für eine Inflationsdynamik, die aus der simplen Logik stammt: Schulden aufnehmen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Doch so lange die Eigentumsverhältnisse unangetastet bleiben, bleiben für die, die an der Kasse stehen und in den leeren Geldbeutel schauen, am Ende eben wieder nur warme Worte und der Polizeiknüppel.
Das Erinnern an 150 Jahre Frankfurter Bierkrawalle ist so für uns nicht die melancholische Rückschau, sondern auch das Aufbegehren gegen die traurige Konstanz dieser Geschichte.
Das gute Leben gibt’s auch in der Kneipe nur für die, die es sich leisten können und so sollen die, bei denen gerade die Kasse klingelt, ihren Schampus ab jetzt mal besser selber zahlen. Bloß weil wir pleite sind, heißt das ja nicht, dass wir nicht auch Durst haben.
Wir grüßen unsere Freund*innen bei der Bindingbrauerei, welche sich seit Monaten gegen die Schließung ihres Werkes wehren und ihre Arbeitsplätze nicht für den Profit der Brauereieigner*innen räumen wollen.
Mir wolle Batzebier aus Frankfurt!
Deshalb: am Freitag, 21.4.2023, auf die Straße. 18:00 am Schweitzer Platz. Auftaktkonzert mit Fellaws Kingdom, danach DJ-Sets. Abschlusskundgebung an der Bockenheimer Warte.
Gegen Inflation und Repression.
Die Krise beenden heißt den Kapitalismus beenden.
Bierkrawall_Vorbereitungskreis
PS: kreative Beteiligung gewünscht. bierkrawall@riseup.net.
Line up (vorläufig)
18:15 Fellaws Kingdom
Wagen1:
19:00 phi_etic
20:15 sarah merkava
tba
Wagen 2: Virus Musik
Wagen 3:
tba
22:00 Ende Bockenheimer Warte