Peter Schlappal (heute Schröder) hat im Koblenzer Nazimordprozess gestanden, Samuel Yeboah am 18. September 1991 ermordet zu haben – allerdings angeblich nur als Mittäter. Schlappal erzählte vor Gericht eine völlig unglaubwürdige Geschichte über den Brandanschlag in Saarlouis vor über 30 Jahren voller Schutzbehauptungen und geheuchelter Reue. Er bezichtigte von den beiden damaligen Nazis, mit denen er vor der Tat gesoffen hatte, den heute langjährigen Aussteiger Heiko Schuder der Haupttäterschaft und entlastete seinen Freund, den heutigen Nazi Peter Strumpler. Das Gericht hatte vor der Einlassung zu verstehen gegeben, dass es von der Schuld des Angeklagten überzeugt sei. Der Fall wurde wiederaufgenommen, nachdem Schlappal gegenüber einer Zufallsbekanntschaft auf einer Grillfeier mit dem Mord geprahlt hatte: „Das war ich, und sie haben mich nie erwischt.“ Noch ist unklar, wie der Gerichtsprozess vor dem Oberlandesgericht nach Schlappals Einlassung weitergehen wird. Übernommen von autonome-antifa.org

Zur Person: Peter Schlappal

Der Hauptverdächtige im Mordfall Samuel Yeboah ist seit Jahrzehnten bekannt. Zu den Auseinandersetzungen um die Erinenrungspolitik und die Verfolgung der Gedenkarbeit verweisen wir auf diesen Artikel. Die folgende Recherche stammt von der Antifa-Saar:

In zahlreichen Veröffentlichungen von antifaschistischen Gruppen wurde Peter Schlappal immer wieder auch im Kontext rechten Terrors benannt. So in einer Zusammenstellung der Autonomen Antifa Saarbrücken zu einem Überfall durch Neonazis auf einen Studenten in Saarbrücken im Jahre 1992 oder auch in unserer Broschüre „Kein schöner Land…“ aus dem Jahr 2000. Wir möchten hier nochmal kurz zusammenfassen um wen es sich dabei handelt.

Peter Werner Schlappal war von mindestens 1990 bis 1997 in der Saarlouiser Neonazi-Szene aktiv und enger Vertrauter von Peter Strumpler, der über Jahrzehnte als die zentrale Führungs- und Integrationsfigur der militanten rechten Szene im Saarland im Allgemeinen und in Saarlouis im Besonderen wirkte. Auch Schlappal selbst muss als zentrale Figur innerhalb der Szene angesehen werden. Dass er gemeinsam mit Peter Strumpler in der Nacht der Ermordung Samuel Yeboahs am Tatort gewesen sei und damit nicht nur bei seinen Kameraden prahlte, pfiffen in Saarlouis die Spatzen von den Dächern. Ebenso, dass er sich seinen Lebensunterhalt unter anderem mit Einbrüchen finanziere.

Peter Werner Schlappal, der mittlerweile Peter Werner Schröder heißt, war auch in der bundesweiten Neonazisszene bestens vernetzt. So nahm er am 03.08.1996 an einem überregionalen Treffen in Arfeld bei Bad Berleburg (NRW) teil, bei dem es um die Vorbereitung des zwei Wochen später anstehenden Rudolf-Hess-Marsches ging. Begleitet wurde er zu diesem Treffen unter anderem von seinen saarländischen Kameraden Uli Peter Diehl und Holger Kettel, sowie dem damaligen Anführer der Sauerländer Aktionsfront (SAF) Thomas Kubiak, in dessen PKW die vier gemeinsam unterwegs waren.

Die SAF galt zu diesem Zeitpunkt als die „bedeutendste neonazistische Vereinigung Nordrhein-Westfalens“. Kubiak verunglückte im Folgejahr mit seinen Kameraden Andre Zimmermann (SAF) und Harald T. Mehr (Donnerversand) auf der Rückfahrt von einem Treffen im Hamburg tödlich. Bei der Beerdigung der SAF-Aktivisten wurden Hakenkreuzfahnen ins Grab gelegt und „Sieg Heil“ skandiert.i Unter den Trauergästen befanden sich neben dem saarländischen Nazi Uli Diehl auch hochrangige Mitglieder des „Thüringer Heimatschutzes“, jener Vereinigung aus der heraus sich der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) entwickelte.
Im Zuge der Veröffentlichungen und Skandale um die Ermittlungen zum NSU wurde bekannt, dass Zimmermann V‑Mann des Verfassungsschutzes war. 1997 warnte das Bundeskriminalamt den Verfassungsschutz vor dem Einsatz von V‑Leuten an führenden Stellen innerhalb der Neonazi-Szene und nannte Zimmermann als eines der Beispiele. Zeitweise wurde gegen die SAF wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt. Das Verfahren verlief aber im Sande – auch weil der Geheimdienst Zimmermann über diese Ermittlungen informierte und das BKA danach „keine relevanten Gespräche“ mehr am Telefon mitschneiden konnte.ii

Der u.a. auf dem Treffen in Bad Berleburg geplante Rudolf Heß-Marsch fand dann am 17.08.1996 in Worms statt. Aus dem Saarland machten sich mindesten 5 PKWs mit Angehörigen der saarländischen Naziszene auf den Weg zu diesem für sie zentralen Ereignis.
Etwa 200 Nazis demonstrierten eine halbe Stunde durch Worms um dem Hitler-Stellvertreter zu huldigen. Die Polizei sah sich dann doch gezwungen einzugreifen und nahm Dutzende Neonazis in Gewahrsam. Unter ihnen Peter Schlappal und die späteren NSU-Mitglieder Beate Zschäpe und Uwe Mundlos.

Nazis aus der Region auf dem Rudolf Hess Marsch 1996 in Worms

Auf dem gleichen Aufmarsch in Worms wie Peter Schlappal auch NSU-Mitglieder Beate Zschäpe und Uwe Mundlos (rechts).


Dies war aber nicht das erste Mal, dass Schlappal im Zusammenhang mit organisierten Strukturen des rechten Terrors auffällig wurde. Am 9. Oktober 1992 war er Haupttäter bei einem Überfall auf einen Studenten in Saarbrücken, bei dem dieser schwer verletzt wurde. Aufgrund von Zeugenaussagen konnten die Täter und Täterinnen noch in der gleichen Nacht von der Polizei ermittelt werden. Bei den Durchsuchungen der Wohnungen und PKWs wurde zahlreiches Propagandamaterial und auch Waffen gefunden. Unter den Festgenommenen war ein Mitglied des „Nationalen Einsatzkommando“ (NEK) der Nationalistischen Front (NF). Zu dessen Bildung hatte der damalige Vorsitzende der NF Meinolf Schönborn aufgerufen um es dann beim politischen Straßenkampf und anderen Aktionen, wie beispielsweise Angriffe auf von Linken besetzte Häuser einzusetzen.iii
Ab 1997 wurde es dann um Schlappal eher still, während seine Kameraden munter weiter machen konnten. Angeblich soll er Aussagen gegenüber der Polizei gemacht haben und dann in Ungnade gefallen sein. Dass er aber die „übliche Abreibung“ im Nachgang angeblich nicht bekam, ließ viele in der Szene stutzig werden. Es hieß, insbesondere Peter Strumpler hätte dies nachdrücklich untersagt. Manche gingen so weit, auch Peter Strumpler deshalb der Zusammenarbeit mit den Behörden zu verdächtigen.

Dies macht deutlich, dass die saarländische Naziszene sich über Jahre hinweg, von den saarländischen Behörden nahezu unbehelligt agieren und sich bundesweit vernetzen konnte. Insbesondere auch die Überschneidungen mit terroristischen Gruppen wie dem NSU, der SAF und dem NEK springen förmlich ins Auge.
In Saarlouis reagierte man darauf mit Projekten der so genannten „akzeptierenden Sozialarbeit“ und stellte den Nazis Räume und Infrastruktur zur Verfügung. Rechte Organisationen, wie beispielsweise die „Kameradschaft Horst Wessel Saarlautern“, zu deren Führungsmitgliedern Schlappal gehörte, konnten sich in der Folge noch stärker verankern, Nachwuchs rekrutieren und ihre Strukturen ausbauen. Als 1996 einige Nazis in Saarlouis aufs Maul bekamen organisierten sie mit Schützenhilfe der akzeptierenden Sozialarbeit eine Demonstration unter dem Motto „Wo sind Eure Lichterketten“. Unter den Rednern bekannte Nazigrößen wie Siegfried Borchardt aus Dortmund (SS-Siggi). Die Sozialarbeiter kommentierten dies damals mit den Worten „Besser sie marschieren, als dass sie Häuser anzünden“. Ordner auf dieser Demonstration war Peter Werner Schlappal.

Peter Schlappal 4.v.l. mit Ordnerbinde.
Links daneben Siegfrid Borchardt (mit Borussenfront-Shirt), Uli Diehl (mit Ordnerbinde) und Peter Strumpler


i Urteil des OVG NRW vom 10. August 2001, AZ 5 B 1072/01

ii https://www.derwesten.de/region/westfalen/anfuehrer-der-sauerlaender-aktionsfront-war-ein-v-mann-id7306063.html

iii Zusammenstellung zum faschistischen Angriff auf einen Studenten im Oktober 1992 in Saarbrücken und zum Prozess gegen die beteiligten Faschoskins im Mais 1995. Autonome Antifa Saarbrücken, 1995 Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Dokumentation, Hass hat Konsequenzen, Nazis, Samuel Yeboah und verschlagwortet mit Peter Werner Schlappal, Saarlouis, Samuel Yeboah, Schlappal von fritzpford. Permanenter Link zum Eintrag.