gefunden auf indymedia
Zu Beginn erstmal: wir gehen mit einem sehr positiven Gefühl aus der Demo. Vieles an ihr wollen wir explitzit loben: Bunte offene Mobilisierung, fantastische Stimmung, wütend und energiegeladen, und vor allem eine große gemeinsame Klarheit: wir lassen uns das nicht einfach gefallen! Das hat dafür gesorgt, das selbst diejenigen von uns, die die Demo lädiert wieder verlassen haben, froh darauf zurückblicken können. Da wir uns jedoch mehr strategische Diskussionen in unserer Stadt wünschen, folgen einige solidarische Anmerkungen.
Zu Beginn erstmal: wir gehen mit einem sehr positiven Gefühl aus der Demo. Vieles an ihr wollen wir explitzit loben: Bunte offene Mobilisierung, fantastische Stimmung, wütend und energiegeladen, und vor allem eine große gemeinsame Klarheit: wir lassen uns das nicht einfach gefallen! Das hat dafür gesorgt, das selbst diejenigen von uns, die die Demo lädiert wieder verlassen haben, froh darauf zurückblicken können. Da wir uns jedoch mehr strategische Diskussionen in unserer Stadt wünschen, folgen einige solidarische Anmerkungen.
Hier chronologisch sortiert:
Black Block:
Schwarze Vermummung sollte taktisch und nicht als Ritual eingesetzt werden. Die Demo war angekündigt und geplant als eine breite Demo mit viel bürgerlicher Beteiligung aus dem Viertel. Für Aktionen macht eine gute(!) schwarze Vermummung Sinn. Aber: kurz vor der Aktion schnell umziehen, Pyro zünden, Steine werfen, Kette durchbrechen, und dann wieder zurückwechseln. Läuft man die ganze Zeit in schwarz, gibt man den Bullen zu viele Möglichkeiten, Personen vorab zu identifizieren und Bezugsgruppen zuzuordnen. Vor allem dann, wenn es (wie bei dieser Demo) keinen großen Black Block gibt. Sich unauffällig unkenntlich zu machen geht auch mit buntem Schal, FFP2-Maske, großer Sonnenbrille, farbiger Cap und so weiter. Laufen viele schon von Beginn an vollvermummt und mit Handschuhen herum, checken auch die Cops, dass aus dieser Ecke vermutlich etwas passieren wird und sind aufmerksamer, begleiten die Demo enger oder lassen sie gar nicht erst loslaufen.
Zwar begrüßen wir selbstverständlich Militanz, Zeitpunkt und Ort sind jedoch zu bedenken: Aus einer statischen Kundgebung, welche die Bullen sogar von oben (Baustellengerüst) gefilmt haben, brennende Pyros auf die Cops zu werden macht ihnen die Identifizierung leicht. Trotzdem: Die Bullen zu überrumpeln und sie genau an dem Ort anzugreifen, den sie sich zu schützen vorgenommen haben – ziemlich geil! Es gilt aber wie immer: Beweismittel und das entsprechende Outfit möglichst schnell loswerden und die Demo lieber zu früh als zu spät verlassen.
Umgang mit Bullen:
Wir verstehen nicht, warum es die Absprache mit den Bullen gab, erst um 20 Uhr loszulaufen. Das ließ die Energie und Wut ins Leere laufen.
Die Initiative, sich die Verzögerungstaktik der Bullen dann doch nicht gefallen zu lassen, war gut! Der Ort war leider schlecht gewählt: viel zu eng und verwinkelt und mit Stacheldraht an einer Seite. Außerdem war dadurch vielen nicht klar, wo es eigentlich lang gehen soll. Besser wäre gewesen, zum Beispiel einfach umzudrehen und entspannt auf die Bockenheimer Landstraße oder die Senckenberganlage zu laufen und alle Leute mitzunehmen.
Wie energisch die Absperrungen der Bullen ignoriert wurden, fanden wir super! Gut war auch, dass es trotz der unübersichtlichen Situation gelungen ist, alle Leute wieder einzusammeln und gemeinsam loszulaufen.
Sehr gut fanden wir auch die Initiative, die Beweissicherungseinheiten auf Schritt und Tritt zu verfolgen und mit großen Fahnen vor ihren Kameras zu wedeln und so ihre Arbeit zu stören. Ein gutes Beispiel dafür, dass militante Aktionen zu ermöglichen nicht nur erste Reihe und Kampfsport heisst. Also packt nächstes mal ruhig lange PVC-Rohre und eure möglichst großen Lieblingsfahnen ein!
Kurz vor dem IG Farben-Campus haben die Bullen die Demo aufgestoppt mit der Begründung sie sei auf der falschen Seite vom Zaun auf der Mittellinie, und damit auf der falschen Fahrbahnseite. Sehr gut hier: als Demo bis zur Bullenkette weiterlaufen, und nicht nur stehenbleiben, nur weil absehbar ein Hinderniss auf der Straße folgt (aka Bullenkette). Das hat gezeigt es ist möglich, sich in solchen Situationen durchzusetzen, auch wenn die Drückkraft nicht groß genug ist: vorausgesetzt Demoanmeldung, Erste Reihe und Teilnehmer bestehen auf ihr Recht! Zwar geht dies nicht immer, es jedoch im vorhinein auszuschließen und daher immer den Anweisungen der Cops zu folgen ist sicherlich die falsche Herangehensweise.
Unsere Taktik(en):
Die Energie und das Durchhaltevermögen beim Durchbruchsversuch auf den Campus trotz der massiven Tritte und Schläge der Bullen haben uns ein großes Lächeln ins Gesicht gezaubert. Daran sollten wir anknüpfen! Für das nächste Mal wünschen wir uns nur noch mehr Eigeninitiative: Wenn sich gleichzeitig zum Durchbruchsversuch vorne eine größere Gruppe hinten schnellen Schrittes auf den Weg zum nächsten Campuseingang macht, kommen wir vielleicht alle durch. Hier heißt es: Kopf anschalten und mitdenken, auch wenn man die Demo oder die Aktion nicht selbst mitgeplant hat!
Auch nach der Festnahme hätten wir uns gewünscht, dass alle nicht einfach auf der einen Seite der Kette stehenbleiben, sondern die Bullen auch in ihrem Rücken stressen und die festgenommene Person aus nächster Nähe unterstützen.
Dass nach dem gescheiterten Durchbruchsversuch das IG Farben-Gebäude und das Präsidium trotzdem Farbe abbekommen haben: umso besser! Bedenkt dabei: Das Präsidium hat nicht jede Nacht Polizeischutz, und mit Mate kann jeder von euch die Nacht mal durch, und die Wand mal bunt machen.
Der Feind:
Zuallerletzt eine kleine Notiz zur Strategie der Bullen. Es wurde auffällig viel aus Gebäuden und von Gerüsten gefilmt; in Anbetracht der neuen Versammlungsgesetztes, das den Einsatz von Kameradrohnen erlaubt, sollten wir jedoch immer davon ausgehen, gefilmt zu werden, nicht nur von der Seite, sondern auch von oben. Hier helfen: Regenschirme, FFP2 Masken, Sonnenbrillen, Caps etc, nicht jedoch panische „Kamera“ Rufe alle 2 Meter. Wir werden gefilmt. Wir haben verstanden.
Außerdem scheint die in Lützerath aufgefallene neue Konfrontationsmethode der Bullen sich nun auch bei uns durchzusetzten. Viele gezielte Tritte in den Intimbereich, Kicks seitlich auf Knie und Beine, Schläge ins Gesicht und auf den Brustkorb. Eher weniger Einsatz von Schlagstöcken, Pfefferspray und Ankündigungen. Zwar sehen diese Formen von Angriffen auf Foto und Video weniger schlimm aus, eine mögliche Erklärung warum sie nun so viel eingesetzt werden, die Verletzungsgefahr ist jedoch trotzdem sehr hoch. Schutzbewaffnung kann sich lohnen – ob und welche Form man wählt bleibt persönliche Abwägung. Inspiration gibt es bei älteren Genoss:innen.
Grüblerische Grüße, die Strategosauren
P.S.: Ergänzungen erwünscht!