Wir verweisen beispielhaft auf den Rechercheartikel des Berliner Projekts „Aus dem Weg“ über Thorben Ringmayer. Er stammt aus einer hessischen NPD-Familie und wurde von Kindesbeinen an nationalsozialistisch erzogen. Welche Auswirkungen eine solche Erziehung haben, zeigt sein im folgenden sehr gut dokumentierter Werdegang. Klickt euch durch die Webseite der Genoss*innen, die Recherchearbeit sehr gut und anschaulich aufarbeitet!
Die unabhängige Initiative Aus dem Weg hat sich im Herbst 2023 gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss einiger Antifaschist*innen aus Berlin, die der Wunsch nach einer besser organisierten und wieder stärker wahrnehmbaren antifaschistischen Bewegung verbindet.
Aus dem Weg – 2023
Thorben Ringmayer – von der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) zur Partei „Der III. Weg“
Thorben Ringmayer wurde seit frühster Kindheit nationalsozialistisch erzogen. Seine Eltern Christine und Sven Ringmayer waren ab den späten 80er Jahren in der hessischen NPD aktiv. Ab den 2000er Jahren widmeten sich diese als Führungskräfte der „Einheit Hessen“ in der Heimattreuen Deutschen Jugend der Erziehung von Kindern aus völkisch- nationalsozialistischen Familien. Dabei stellte die Familie auch eine Immobilie im unterfränkischen Obersinn für Treffen zur Verfügung. Neben den Eltern waren auch die drei Kinder Annika, Thorben und Hagen in die Struktur eingebunden. So stieg Annika zur „Einheitsführerin“ der HDJ in Hessen auf und war regelmäßig Autorin der Organisationszeitschrift „Der Funkenflug“. Thorben war unter anderem in die Organisation und Ausgestaltung der HDJ-Lager involviert. Neben seinen Aktivitäten bei der HDJ war er auch bis 2010 Mitglied der NPD Aschaffenurg-Miltenberg.
Thorben-Ringmayer(mitte) auf dem NPD-Bundesparteitag in Bamberg 2008. Bildquelle: Antifaschistisches Infoblatt NR.82, „NPD gegen NPD“
Umzug nach Berlin
Nachdem Thorben Ringmayer im Jahr 2009 sein Abitur im Spessart-Gymnasium in Alzenau erhielt, zog er im folgenden Jahr nach Berlin. Dort begann er an der Technischen Universität eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Bis in das Jahr 2016 trat Thorben Ringmayer nach bisherigen Erkenntnissen nicht weiter öffentlich in Erscheinung. Mit dem Zuzug von Matthias Fischer und der daraus folgenden Übernahme der Organisierung der Brandenburger Aktivitäten des III. Weg durch diesen begann auch Thorben Ringmayer sich an Demonstrationen und Kundgebungen der Partei in Brandenburg zu beteiligen. So konnte er erstmals bei einer Kundgebung des III. Weg am 12. März 2016 in Templin festgestellt werden.
Thorben Ringmayer(links) auf „Der III.Weg“ Kundgebung am 12.03.2016 in Templin. Bildrechte: Presseservice-Rathenow
Seitdem ist er bei nahezu allen größeren Aufmärschen der Partei anwesend. Dies schließt die Teilnahme an den jährlichen Aktionen und Demonstrationen zum 1. Mai, dem „Trauermarsch“ in Wunsiedel und dem Aufmarsch „Ein Volk will Zukunft“ im Oktober 2020 in Berlin ein. Als in Plauen am 01. Mai 2019 im Vorfeld der Demonstration völkische Tänze aufgeführt wurden war Ringmayer zusammen mit seiner Tanzpartnerin eins von ungefähr einem Dutzend Paaren, das daran teilnahm.
Die dort durchgeführten Tänze dürfte er bereits in der HDJ kennen gelernt haben. Neben seinen Aktivitäten im Rahmen der Partei besuchte er am 15. Juli 2017 auch das wohl größte Rechtsrockkonzert Deutschlands „Rock gegen Überfremdung“ in Themar.
Thorben Ringmayer(rechts) beim Rock gegen Überfremdung am 15.07.2017 in Themar. Bildrechte: Lukas Beyer
Auch an Demonstrationen aus dem Spektrum von Querdenkern während der Corona-Pandemie konnte Thorben Ringmayer unter anderem zusammen mit Matthias Fischer und dessen Sohn Thoralf als Teilnehmer festgestellt werden. Als am 23. Mai 2020 der lange nicht in der Öffentlichkeit aufgetretene militante Neonazi Oliver Werner mit einer Gruppe von ungefähr 10 Neonazis im Umfeld einer Querdenken Kundgebung auftauchte, gehörte neben Andrew Ron Stelter und Mirko Tambach auch Thorben Ringmayer zu dessen Gefolgschaft.
Annäherung des III. Weg an völkische Netzwerke
Neben dem „politischen Kampf“ und dem „kulturellen Kampf“ propagiert der III. Weg auch den „Kampf um die Gemeinschaft“. Es wird auf eine wie im Nationalsozialismus propagierte Volksgemeinschaft hingearbeitet. Familien die sich in der Tradition dieser Ideologie sehen sind wichtige Akteure in der deutschen NS-Szene. Sie versuchen im Sinne einer völkischen Lebengemeinschaft ihre Kinder dem Zugriff demokratischer oder libertärer Pädagogik zu entziehen und völkische Siedlungsprojekte in ländlichen Gegenden zu verwirklichen. Historisch gesehen waren diese Netzwerke vor allem an die NPD angebunden. Der III. Weg versucht dieser Konkurrenz zu machen und all jene einzusammeln, die seit dem Niedergang der NPD auf der Suche nach einer weniger subkulturellen und radikaleren nationalsozialistischen Partei sind. Eine der wichtigsten Familien innerhalb dieses Spektrums ist die Familie Nahrath. Wolfram Nahrath, der mit seiner Familie im nördlichen Speckgürtel Berlins wohnt, war letzter Anführer der 1994 verbotenen Wiking Jugend und galt auch in der HDJ als führendes Mitglied im Hintergrund. Narath tritt inzwischen offen als Redner auf Veranstaltungen des III. Weg in Berlin auf. Die Familie seines in Bayern lebenden Bruders Dirk Nahrath ist seit dem gemeinsamen Engagement in der HDJ eng mit der Familie Ringmayer vernetzt. Auch das ehemalige HDJ-Mitglied und ehemaliger Bundesvorsitzende der Jungen Nationalisten Sebastian Richter zeigt sich inzwischen bei Veranstaltungen des III. Weg. Im Januar 2024 redete der in Groß Krams wohnhafte völkischer Siedler auf der Kundgebung der Partei in Wittstock, die sich inhaltlich auf die Bauernproteste bezog. Völkischen Familien treten häufig nur selten in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Ihre Netzwerke, Immobilien und Fähigkeiten stellen für den III. Weg wichtige Ressourcen für die internen Strukturen dar.