Bericht gefunden hier. Wie wirr und anders ein Artikel über die selbe Demo sein kann, lest ihr im Artikel des Rainer Schulze in der Frankfurter Allgemeinen. Er phantasiert eine Vereinarmung der Schüler*innen Demos durch die Antifa™ herbei. Eine radikale Meinung passt in seinem Weltbild scheinbar nicht zu jungen Menschen, die sich nach der Wahl enttäuscht zeigen, organisieren wollen oder sich solidarisch zeigen mit inhaftieren und verfolgten Antifas.

Gut 200 junge Menschen von „Schülis gegen Rechts Frankfurt“ und „Fridays for Future“ versammeln sich vor der Bockenheimer Warte, weil der politische Diskurs fehl läuft.

Vor der Bockenheimer Warte haben sich Schüler:innen aus ganz Frankfurt versammelt. Sie warten darauf, mit dem Demozug in Richtung Innenstadt zu ziehen. Die „Schülis gegen Rechts Frankfurt“ und „Fridays for Future“ haben am Freitag zum Schulstreik aufgerufen. So wie man ihn seit 2018 kennt. Unter dem Motto „Wir haben in der Geschichte aufgepasst“, ziehen die „Schülis“ in Richtung Oper und Römer.

Leo ist Mitglied der Schülerorganisation und eröffnet die Demo im Frankfurter Stadtteil Bockenheim mit einer Rede. Er ist enttäuscht vom Wahlkampf. Fragen wie Klima und soziale Gerechtigkeit seien kaum bis gar nicht thematisiert worden. Stattdessen habe es von den Parteien ein „gegenseitiges Überbieten rassistischer Abschiebeforderungen“ gegeben. Am Freitag geht es aber um mehr als Rechtsruck und Klima. Leo macht sich Sorgen über die Entwicklung der Demokratie in Deutschland. Die müsse wehrhaft bleiben.

Die Schüler:innen, die dabei sind, nehmen alle eine Fehlstunde in Kauf. Leo ist empört über die fehlende Unterstützung der Schulen. Die wollen sie sich als „Ort der Bildung zurückholen“, sagt er. Vor allem seine Generation betreffe die Politik, die gerade gemacht werde. Egal ob über die Wiedereinführung der Wehrpflicht gestritten wird oder wichtige Klimafragen einfach ignoriert werden. Ein anderer Schüler berichtet von Hetze gegen Minderheiten, die er selbst erlebe. In Deutschland fühle er sich nicht mehr sicher.

Der Demozug bricht gegen 11.30 Uhr auf. Mehrere Streifenwagen und Motorräder der Polizei sperren die Route ab. Die Veranstalter sprechen von 250 bis 300 Teilnehmer:innen. Die Polizei hat 160 gezählt. Die Plakate sind bunt und die Stimmen laut. Zu lesen sind Transparente mit „Solidarität statt Rechtsruck“ oder der Forderung: „Systematische Lösungen statt rechter Propaganda“. Rechtzeitig zur Mittagspause erreicht die Demonstration die Frankfurter Innenstadt.

Die Straßen und Terrassen der Cafés sind voll; das Interesse an der Demo scheint groß zu sein. Viele bleiben stehen und filmen die Schüler:innen, die über die Bockenheimer Landstraße ziehen. An den geöffneten Fenstern der Bürogebäude stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den nicht zu überhörbaren Demozug verfolgen. Aber auch kritische Stimmen von Passant:innen lassen nicht lange auf sich warten. Einige murmeln Unterverständnis für die Schüler:innen.

Auch der internationale Frauentag am heutigen Samstag ist Thema bei den Schülis. Ein Mitglied ruft dazu auf, auf die Straße zu gehen. Sie erlebe täglich, mit welchen gefährlichen geschlechterspezifischen Stereotypen junge Menschen nach wie vor groß werden. Im Namen der „Schülis gegen Rechts“ seien sie heute auch für eine Welt ohne Diskriminierung auf der Straße. Sie wolle in einer Gesellschaft leben, in der Gleichberechtigung nicht nur Ideal, sondern auch Realität sei.

Neben Parolen wie „Ganz Frankfurt hasst die AfD“ kommen auch die Parteien CDU und FDP nicht besonders gut weg. Die Schüler:innen sind entsetzt über die jüngste Abstimmung im Bundestag zusammen mit der AfD. Leo ist sich sicher: „Diesen gesellschaftlichen Rechtsruck werden wir nicht kampflos hinnehmen!“

Vereinnahmung durch die Antifa

Viele Schüler wollen in Frankfurt ein Zeichen setzen, weil das Erstarken der AfD ihnen Sorgen macht. Doch die Demo „Schülis gegen Rechts“ nimmt eine andere Wendung.

Wer jemals auf einer Demonstration mitgelaufen ist, der weiß vermutlich, wie unangenehm es sich anfühlt, wenn man für fremde Ziele vereinnahmt wird. Man teilt den Vorsatz, unter dem zur Kundgebung aufgerufen wird – etwa Frieden, Klimaschutz oder Demokratie. Doch dann werden Reden geschwungen und Forderungen erhoben, die man nicht unterschreiben würde. Auf solche Art vereinnahmt gefühlt haben sich vermutlich auch viele der rund 200 Schüler, die am Freitag zum Schulstreik an der Bockenheimer Warte gekommen sind.

Die Initiativen „Schülis gegen Rechts“ und „Fridays for Future“ hatten zu der Kundgebung eingeladen. Eine große Gruppe aus der Josephine-Baker-Gesamtschule auf dem Riedberg ist dem Aufruf gefolgt. Die meisten der rund 75 Schüler vom Riedberg sind zum ersten Mal im Leben auf einer Demo. „Ich will meine Freunde behalten“, sagt ein Junge, der in die siebte Klasse geht und fragt, ob seine ausländischen Mitschüler in Deutschland bleiben dürfen, sollte die AfD noch mehr erstarken und die Gesellschaft weiter nach rechts rücken. Freda, zwölf Jahre alt, hat ein Schild gemalt: „Nie wieder ist jetzt“ steht darauf in bunten Farben.

„Dogma der Antifa“ spürbar

Doch ans Mikrofon werden diese Schüler nicht gelassen. Stattdessen ergreifen Redner das Wort, die sich allesamt „Leo“ nennen und zum Teil Masken tragen, weil sie offenbar unerkannt bleiben wollen. Einer ruft „Free all Antifas“ und drückt seine Solidarität mit allen „Antifaschisten“ aus, die im Untergrund lebten – offenbar ganz gleich, wegen welcher Straftaten sie dort gelandet sind.

Die Schüler vom Riedberg werden von ihren Lehrern begleitet, die den Schulstreik als „Unterrichtsgang“ werten. Den Schülern war freigestellt worden, an der Veranstaltung teilzunehmen. Etwa ein Viertel der Siebt- bis Zehntklässler ist in der Schule geblieben. „Wir stehen hinter der Demokratie. Darauf habe ich einen Eid geschworen“, sagt eine Politiklehrerin. Es gehe darum, den Kindern Urteilsfähigkeit und Verständnis für politisches Handeln beizubringen.

Doch der Verlauf der Kundgebung stimmt ihren Kollegen nachdenklich: „Ich bin überrascht, dass die gesamte Redezeit der Antifa gehört. Wir werden das im Unterricht nach­bereiten.“ Das „Dogma der Antifa“ sei spürbar.

Umweltschtz vernachlässigt

Dabei haben viele Schüler durchaus hehre Motive. Maja, 13 Jahre alt, geht in die achte Klasse eines Frankfurter Gymnasiums und hat mit ihrer Mutter abgesprochen, dass sie die Verantwortung für die Nachteile übernimmt, die der Schulstreik mit sich bringt: „Ich muss mit drei Fehlstunden auf dem Zeugnis leben. Aber es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen.“

„Leo“, 14 Jahre, die sich als Sprecherin der Veranstalter vorstellt, pflichtet ihr bei. „Der Großteil von uns darf noch nicht wählen. Aber wir müssen die Entscheidungen der Älteren tragen“, sagt sie. Maja und „Leo“ kritisieren, dass sich die Parteien im Wahlkampf mit Forderungen zur Migrationspolitik überboten hätten und wichtige Themen wie der Umweltschutz in den Hintergrund getreten seien. „Wir wünschen uns eine sichere, soziale und klimafreundliche Zukunft. Wir wollen mehr gehört werden“, sagen die beiden.

Die Aufmerksamkeit ist ihnen gewiss. Denn dann setzt sich die Demonstration in Bewegung, die über die Bockenheimer Landstraße bis zur Altstadt führt. Sie wird angeführt von der Antifa mit Sprechchören wie „Hoch die internationale Solidarität“.