Spiegel Artikel, zuerst erschienen bei Kontrapolis.
Handys, Laptops, DNA-Proben: Zielfahnder haben im Umfeld des mutmaßlichen Ex-RAF-Mitglieds Burkhard Garweg nach Hinweisen auf dessen Aufenthaltsort gesucht. Im Visier war auch die Wohnung seiner Eltern in Hamburg.
Seit mehr als 30 Jahren ist er untergetaucht, jetzt verfolgt die Polizei offenbar neue Spuren: Nach SPIEGEL-Informationen sind Ermittler gegen Angehörige des mutmaßlichen Ex-RAF-Mitglieds Burkhard Garweg vorgegangen.
Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Verden durchsuchten Zielfahnder des Landeskriminalamts (LKA) Niedersachsen demnach am Mittwochabend die Wohnung einer Schwester von Garweg in Frankfurt am Main sowie ein Hotelzimmer in Hamburg, in dem dessen Bruder und Schwägerin übernachtet haben sollen.
Angehörige sind keine Beschuldigten
Auch in der elterlichen Wohnung des Untergetauchten in Hamburg suchten die Beamten nach Hinweisen auf den Verbleib des Sohnes. Die Angehörigen gelten demnach nicht als Beschuldigte, sondern als Zeugen. Einen konkreten Anlass habe es nicht gegeben.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte auf Anfrage »polizeiliche Maßnahmen im familiären Umfeld« von Garweg in Hamburg und Hessen. Nach SPIEGEL-Informationen beschlagnahmten Ermittler bei der Aktion Handys und Laptops.
Bei Schwester und Bruder sollen die Beamten auch DNA-fähiges Material entnommen haben – offenbar, weil es von Garweg bislang kein DNA-Vergleichsmaterial gibt. Bei seinen Eltern wurde nach SPIEGEL-Informationen bereits vor etwa zwei Wochen DNA entnommen.
Im Bundestag hatten Vertreter des Generalbundesanwalts (GBA) in den vergangenen Jahren mehrfach auf den Mangel an DNA-Vergleichsmaterial hingewiesen. Man habe seine mutmaßliche Beteiligung an Straftaten in den vergangenen Jahren durch andere Indizien festgestellt.
Besuch bei den Eltern
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wird vermutet, dass die Angehörigen womöglich Informationen zu Garwegs Aufenthaltsort haben. So habe sich etwa der Bruder, der in der Schweiz lebt, bei Besuchen in Deutschland in der Vergangenheit konspirativ verhalten.
Burkhard Garweg soll ebenso wie die Ex-RAFler Daniela Klette und Ernst-Volker Staub in der Zeit der Wiedervereinigung abgetaucht sein. Die Ermittler werfen dem Trio eine Serie von bewaffneten Raubüberfällen auf Supermärkte und Geldtransporter vor, die seit 1999 überwiegend in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen begangen wurden. Dabei geht es auch um den Vorwurf des versuchten Mordes.
Die RAF löste sich 1998 nach fast 30 Jahren auf. Die linke Terrortruppe tötete im Kampf gegen den Staat insgesamt 33 Menschen, darunter Alfred Herrhausen, Ex-Chef der Deutschen Bank, und Siemens-Manager Karl-Heinz Beckurts.
Öffentliche Fahndung
Die Ermittlungen in Niedersachsen gegen das Trio konzentrieren sich auf die Raubserie. Die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und einige weitere Taten aus der RAF-Zeit wären verjährt. Daniela Klette soll bei drei Anschlägen Anfang der Neunzigerjahre beteiligt gewesen sein, darunter bei der Sprengung des Gefängnisneubaus im hessischen Weiterstadt. Im Fall Weiterstadt sollen die drei gemeinsam agiert haben.
Erst nach einem Überfall auf einen Geldtransporter 2015 in Stuhr bei Bremen rückten Staub, Klette und Garweg nach langer Zeit wieder in den Fokus der Ermittler. Damals gab es DNA-Treffer, die sich Staub und Klette zuordnen ließen. Die Polizei startete aufwendige Fahndungsaktionen, veröffentlichte auch Bilder der Gesuchten aus Überwachungskameras. Sie blieben erfolglos.