Kundgebung zum Todestag von Mustafa Alcali

Aufruf der IGA, Initiative gegen Abschiebung

Mustafa Alcali hat sich am 27. 06. 2007 in der Justizvollzugsanstalt Preungesheim Frankfurt am Main in der Abschiebehaft das Leben genommen. Zum Todestag von Mustafa Alcali erinnern wir an ihn und an alle anderen Opfer des deutschen Abschieberegimes. Wir sind voller Wut über eine Politik, die ein solch enschenverachtendes Vorgehen hervorbringt und fördert.

Wir fordern den Stopp aller Abschiebungen.!

Wo es Opfer gibt...

Wir erinnern an Mustafa Alçalı, der sich am 27.06.2007 in der Justizvollzugsanstalt Preungesheim / Frankfurt am Main in der Abschiebehaft das Leben genommen hat. Mustafa Alçalı wurde früh morgens tot in seiner Zelle aufgefunden. Der 30-Jährige hatte sich mit Hilfe eines zerrissenen T-Shirts an einem Heizungsrohr erhängt. Der Kurde Mustafa Alçalı war 1992 als 14-Jähriger mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus der Türkei in die BRD gekommen. Zehn Jahre später ging er in den Irak und schloss sich der PKK an. Er wurde festgenommen und den türkischen Behörden übergeben. Im türkischen Gefängnis wurde Mustafa Alçalı offensichtlich schwer traumatisiert.

Nach der Haft musste er Wehrdienst in der türkischen Armee leisten. Er desertierte und floh 2004 zu seiner Familie nach Deutschland. Hier stellte er einen Asylantrag, der abgelehnt wurde.

Angesichts der drohenden Abschiebung übergoss er sich am 16. Mai 2007 auf offener Strasse mit Benzin und drohte sich anzuzünden. Daraufhin wurde er in die geschlossene Abteilung der Psychia-trischen Klinik Hanau eingeliefert. Die behandelnden Ärzte diagnostizierten eine „schizophrene Psychose“ und Mustafa Alçalı erhielt Medikamente. Die Ärzte warnten dringend davor, die Abschiebung zu vollziehen, da diese „das deutliche Risiko eines Suizids heraufbeschwören“ würde. Ungeachtet dieser Diagnose wurde Mustafa Alçalı aus der Obhut seiner behandelnden Ärzte gerissen. Er wurde in Abschiebehaft genommen und ins Zentralkrankenhaus der JVA Kassel überstellt.

... gibt es auch Täter

In der JVA Kassel war der Psychiater Dr. Heinrich Wilmer für die Begutachtung von Mustafa Alçalı zuständig. Auf der Grundlage eines einzelnen diagnostischen Gesprächs bestritt er nicht nur die Suizidgefahr, sondern stellte in seinem Gutachten zur „Reisefähigkeit“ eine psy-chische Erkrankung Mustafa Alçalıs generell in Abrede. Mit den Ärzten, die Alçalı in Hanau wochenlang behandelt hatten, nahm der Psychiater keinen Kontakt auf.

Anstatt dem psychisch kranken und durch seine Erlebnisse im Gefängnis und Fluchterfahrung traumatisierten Mann die entsprechende Weiterversorgung zu gewähren, wurde er von Dr. Wilmer als Simulant abgestempelt. Wilmer ignorierte die Traumata und Suiziddrohungen und traf damit eine Entscheidung, die den Tod von Mustafa Alçalı zur Folge hatte. Als Arzt, dessen Begutachtung unmittelbar entscheidend für Mustafa Alçalıs Abschiebung war, trägt er damit auch die Verantwortung für dessen Tod.

Wilmers Gutachten führte dazu, dass Mustafa Alçalı am 22.06.2007 zur Vollstreckung der Abschiebung in die Justizvollzugsanstalt Frankfurt gebracht wurde. Dort nahm er sich am 27.06.2007 das Leben.

Die Kundgebung findet am 27. Juni 2008 um 17:00 Uhr an der JVA Frankfurt-Preungesheim, Homburger Landstrasse statt.

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