Offener Brief der Anti-Nazi-Koordination vom 30.4.2007

An die Initiative gegen Rechtsextremismus Rüsselsheim

Lieber ...

Mit großer Wut haben wir gelesen, daß das Verwaltungsgericht Darmstadt nun offenbar den Rüsselsheimer Lasalle-Platz der NPD für deren Demonstration am morgigen 1. Mai zugesprochen hat. Wir finden es absolut richtig, daß die Stadt Rüsselsheim und Euer Bündnis hiergegen den VGH in Kassel angerufen hat. Wie auch immer dort entschieden wird: von den Menschen, die morgen ab 9 Uhr die Kundgebung des DGB besuchen, hängt viel ab. Wir bitten Euch herzlich und dringend, alles zu versuchen, den Platz nicht den Nazis zu überlassen! Niemand kann und wird die VertreterInnen der Rüsselsheimer Gewerkschaften zwingen können, gerade diesen Platz mit seiner wechselvollen Geschichte morgen vormittag zu verlassen, wenn sie davon ausgehen müssen, daß wenig später Nazis im Gleichschritt darüber trampeln!

Wir, AntifaschistInnen aus Frankfurt, werden uns morgen, wie du weißt, an den Aktionen in Raunheim und Rüsselsheim beteiligen. Wir sind bei Euch sozusagen zu Gast. Aber wir alle wissen: Raunheim und Rüsselsheim ist nur der Probelauf für den 7. Juli in Frankfurt.

Wie wir immer wieder hören und lesen, gibt es in Rüsselsheim und Raunheim Sorgen und Befürchtungen über das Auftreten von AntifaschistInnen, die sich vorgenommen haben, den Nazis direkt entgegen zu treten. Wir brauchen Euch als letzten zu erklären, daß diese Sorgen unbegründet sind. Noch nie waren AntifaschistInnen das Problem bei der Bekämpfung des Faschismus. Das gilt auch für morgen.

Die Aktionsform, Nazis ihre Demonstrationsrouten nicht zu überlassen, ist inzwischen in vielen Städten erfolgreich praktiziert worden, einige Male auch in Frankfurt.

Wir erinnern dazu nur an den aktuellen Appell “Stellen Sie sich den Nazis in den Weg!” der SeniorInnen der Dortmunder VVN, der Euch ja wahrscheinlich auch bekannt ist. Und der Kernsatz der Erklärung der VVN-BdA in NRW zum Dortmunder Nazi-Aufmarsch morgen lautet: “Schon heute sind wir alle aufgefordert, uns nicht nur an der Antifaschistischen Kundgebung am Morgen des 1. Mai am Theater auf dem Platz der Alten Synagoge (Redner: DGB-Vorsitzender Michael Sommer), sondern auch danach im Dortmunder Osten einzufinden, um jeden Stolperstein, jeden Friedhof, jede Mahntafel für die Widerstandskämpfer und den Ort der Judendeportationen gegen die Faschisten zu verteidigen.“

Wir sind uns sicher einig in der Zustimmung zu diesem Aufruf, der natürlich nicht nur für Dortmund gilt, sondern sinngemäß auch für Raunheim und Rüsselsheim!

Unsere Ansicht ist: die unterschiedlichen Aktionsformen, die sich morgen gegen das Auftreten von Nazis in unserer gemeinsamen Region wenden, sollten als einander ergänzende und notwendige Formen verstanden werden. Es wäre uns wichtig und für das Gelingen morgen vielleicht eine Hilfe, wenn die unterschiedlichen Seiten das gemeinsam so sehen könnten!

Siehe auch:

Bericht über die Anwohnerveranstaltung zur Nazi-Demonstration in Rüsselsheim

Mobilisierungsseite südhessische Antifa-Gruppen
Mehr als 60 Beiträge gegen die NPD (Echo, 26.4.2007)
Antifa moniert „Protest an der Würstchenbude“ (Echo 19.4.2007)
Mit dem Sonderzug zur Demo? Fragen der Anti-Nazi-Koordination an Polizei und RMV
Stadt Rüsselsheim behindert antifaschistische Gruppen
Widerstand gegen NPD-Demo (FR 19.4.2007)
Mai-Aktion Rüsselsheimer Demokraten (Main-Spitze v. 29.3.2007) und Mit Norbert Blüm gegen die Rechten (Echo 29.3.2007)

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